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Die Schattenseite der Sonneninsel

Lichtschäden der Haut nehmen dramatisch zu. Doch frühzeitig erkannt lassen sie sich sehr effizient behandeln

Sonnenlicht ist wohltuend und hat eine Reihe lebenswichtiger Effekte. Da es die Ausschüttung bestimmter Hormone und Botenstoffe ankurbelt, wirkt es als natürliches Antidepressivum. UV-Strahlen steigern die geistige und körperliche Vitalität, stärken die Immunabwehr und spielen durch die Synthese von Vitamin D eine wichtige Rolle für den Knochenaufbau. Auf die Haut wirken sie wie Fitnesstraining: Die Pigmentierung durch Melanin und der Aufbau einer Schutzschicht (Lichtschwiele) machen unser größtes Organ robuster, widerstandfähiger und schöner.


Im Übermaß hat die UV-Strahlung allerdings sehr negative Auswirkungen und schädigt die Hautzellen. Leider verleitet der kosmetische Bräunungseffekt viele Menschen dazu, sich allzu sorglos der Sonne auszusetzen. Zudem haben Forschungen ein gewisses Suchtpotential beim Sonnenbad nachgewiesen: UV-Licht soll die Hirnanhangsdrüse stimulieren, das Glückshormon Endorphin auszuschütten. Das körpereigene Opioid kann förmlich „rauschhaft“ wirken und zu übertriebenen Sonnen-Konsum verführen – der Gau für die Haut.

Sonne ja, aber richtig dosiert heißt also die Faustregel, wobei die Dosis individuell verschieden ist. Je nach genetischer Disposition und Hauttyp hat jeder Mensch eine Art integrierter „Sonnenuhr“, die – auf die gesamte Lebenszeit berechnet – die Anzahl und die Intensität der UV-Licht-Stunden umfasst, die der Organismus schadlos verkraften kann. Die Stunden sind nicht auffüllbar, weshalb es auch heißt: Die Haut vergisst nichts. Ist dieses Kontingent stark beansprucht oder gar aufgebraucht, kann es durch UV-Strahlen zu Schädigungen der Haut kommen.

Diese chronischen Lichtschäden umfassen nicht nur eine vorzeitige Hautalterung mit Falten, Altersflecken und Äderchen, sondern auch eine deutliche Zunahme insbesondere des hellen (weißen) Hautkrebses und dessen Vorstufen, den aktinischen Keratosen. Die Zahlen sind so alarmierend, dass die Weltgesundheitsorganisation die UV-Strahlung in die höchste Kategorie krebsauslösender Faktoren eingestuft hat. Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr über 400.000 Menschen neu an hellem Hautkrebs und aktinischen Keratosen, von letzteren dürfte bald jeder zweite über 60 Jahren betroffen sein, aber auch immer Jüngere.

Früh erkannt, ist heller Hautkrebs jedoch fast immer heilbar. Spätestens ab dem 35. Lebensjahr ist deshalb ein jährliches Hautscreening unbedingt anzuraten und zählt zu den sinnvollsten Vorsorgeuntersuchungen überhaupt. Der Körper wird von Kopf bis Fuß – auch an versteckten Stellen – inspiziert; zum genaueren Betrachten stehen verschiedene Präzisionsinstrumente zur Verfügung, so vor allem das Dermatoskop (Auflichtmikroskop), aber auch computergestützte Analyse- und Dokumentations-Module bis hin zur „optischen Biopsie“ mittels Laserscan-Mikroskopie.

Für die Therapie verfügt der Hautarzt über ein breites Spektrum an Behandlungsoptionen. Bei den meist recht oberflächlichen aktinischen Keratosen ist eine OP in der Regel nicht nötig. Ältere Verfahren sind Kürettage (Ausschaben mit scharfem Löffel), Kyro-Therapie (Vereisung), Dermabrasion (Abschleifen) oder elektrochirurgische Entfernung. Nachteil: Diese Methoden können zu Pigmentveränderungen oder gar Narben führen. Mit neueren, schonenderen Methoden erzielt man kosmetisch bessere Ergebnisse. Dazu gehören Behandlungen mit medizinischen Cremes, vor allem sogenannte Immunmodulatoren. Diese sollen das Immunsystem anregen, eine Entzündungsreaktion zu provozieren, wobei die geschädigten Zellen zerstört werden. Ähnlich wirkt die Photodynamische Therapie, eine spezielle Salben-Lichtbehandlung, die selektiv bösartige Zellen zerstören und durch gesunde ersetzen soll. Nachteil bei diesen beiden Therapieformen: Relativ hohe Nichterfolgsquoten und Rezidive (Wiederaufflackern).

Sehr gute Erfolge mit nahezu hundertprozentigem, dauerhaftem Erfolg erzielt man mit dem CO2-Laser. Hier gibt es zwei Methoden. Zum einen lassen sich per Laser die geschädigten Areale abtragen und glätten. Oder aber es werden dicht an dicht winzige Löcher in die Haut „geschossen“. Aus der umgebenden Haut wachsen neue Zellen heran und verschließen diese. Der Heilprozess erfolgt innerhalb weniger Tage. Das kosmetische Ergebnis ist optimal, da die Haut gleichzeitig verjüngt und gestrafft aussieht. Dennoch: Eine einzige „richtige“ Methode gibt es nicht. Welche Therapie – oder häufig auch eine Kombination verschiedener Methoden – der behandelnde Hautarzt wählt, hängt immer vom individuellen Fall ab.

Harmlose, jedoch kosmetisch oft sehr störende Lichtschäden sind die „Altersflecken“ (Lentigines solares), die durch unregelmäßige Pigmentablagerungen (Melanin) in der verdickten Oberhaut zustande kommen. Als effektiver „Fleckentferner“ hat sich hier die Laserbehandlung bewährt. Der Laser erzeugt einen Lichtstrahl mit hoher Intensität, der in die oberen Hautschichten eindringt und bewirkt, dass die Pigmentablagerungen in kleinste Teilchen zerplatzen. Diese Zelltrümmer locken Immunzellen an, es kommt zu einer beabsichtigten Entzündung. Dadurch werden die zerstörten Pigmente über die Blutbahnen abtransportiert.

Dr. Joachim von Rohr ist Dermatologe, Phlebologe und Allergologe an der Clínica Picasso in Palma. Tel.: 971-22 06 66.
www.clinica-picasso.eu

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