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Herz in Gefahr – Wie vermeiden wir die häufigsten Fehler bei Herz-Notfällen?

Der Herzinfarkt gehört in den Industrieländern zu den häufigsten Todesursachen. Häufig werde ich in der Praxis gefragt was denn hier in Spanien zu tun sei, wenn bei einem selbst oder bei einem Angehörigen Brustschmerzen auftreten bzw. ein Herzinfarkt vermutet wird. Erst einmal abwarten, ob die Beschwerden vielleicht von alleine wieder verschwinden? Oder ist es evtl. sinnvoll, Betroffene mit dem eigenen Auto in die Klinik zu fahren?

Nun bevor ich auf diese Frage antworte schaue ich mir den Patienten erst einmal genau an. Es macht wohl ein Unterschied, ob ein 25-jähriger Patient betroffen ist oder ein älterer Mensch mit bereits bestehenden Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes.

Doch wie macht sich ein (drohender) Herzinfarkt überhaupt bemerkbar? Da existieren leider teils erhebliche Unterschiede zwischen beiden Geschlechter: Während bei Männern neben den klassischen Erkennungszeichen wie etwa Schmerzen im Brustraum, die in verschiedene Körperregionen ausstrahlen können (z. B. in die Arme, den Oberbauch, zwischen die Schulterblätter in den Rücken oder in den Hals und Kiefer) auftreten, machen sich Herzinfarkte bei Frauen im Vergleich zu Männern häufiger mit so genannten unspezifischen Symptomen bemerkbar – z. B. mit starker Kurzatmigkeit, Übelkeit, Erbrechen oder auch mit Beschwerden nur im Oberbauch. Insbesondere wenn solche Zeichen in zuvor noch nicht gekannter Heftigkeit auftreten, ist es daher wichtig, auch an einen Herzinfarkt zu denken.

Eine weitere Besonderheit betrifft bei Frauen die Symptome im Brustbereich: Statt starker Schmerzen handelt es sich dabei im Vergleich zu Männern deutlich häufiger um ein leichteres Druck- oder Engegefühl, das dann aber mindestens genauso ernst genommen werden muss. Denn jeder Herzinfarkt – unabhängig von der Art der Beschwerden – kann jederzeit und ohne weitere Vorankündigung einen plötzlichen Herzstillstand verursachen.

Gehen wir demnach von einem Patienten im mittleren bis höherem Lebensalter aus, lautet einer der wichtigsten Regel in diesem Fall: Auf keinen Fall mit dem Anruf beim Rettungsdienst warten, dies gilt vor allem wenn man im städtischen Gebieten wohnt. In der Realität wird dieser Hinweis allerdings häufig nicht beherzigt. Bis zur Notarzt-Alarmierung verstreichen hierzulande bei den Zeichen eines Herzinfarktes z. B. durchschnittlich immer noch mehr als drei Stunden, obwohl ein Herzinfarkt jederzeit ohne Vorwarnung zu lebensgefährlichem Kammerflimmern führen kann und deshalb jede Minute zählt. Warten hat in dieser lebensgefährlichen Situation nichts zu suchen!

Wählen Sie die örtliche Notfallnummer 061 oder, falls erforderlich auch die 112. Äußern Sie deutlich den Verdacht auf Herzinfarkt (span. dolor de pecho, infarto miocardico), weil sonst nur ein einfacher Rettungswagen ohne Notarzt und ohne entsprechendes Equipment kommt um ggf. auftretende lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen (Kammerflimmern) zu beenden. Haben Sie nie Scheu vor einem Fehlalarm!

Immer wieder gehen bei Leitstellen Notrufe ein wie: „Kommen Sie sofort, mein Mann/meine Frau ist zusammengebrochen”, und ohne die Adresse anzugeben, wird der Hörer eingehängt. Folglich weiß der Rettungswagen nicht, wohin er fahren soll. Warten Sie daher immer ab, ob noch Rückfragen kommen. Das Gespräch beendet die Leitstelle.

Doch was tun, wenn man auf dem Land, fernab von befestigten Strassen oder von der nächsten Rettungswacht wohnt? Vor allem nachts dürfte es dann schwer sein, den Ort des Geschehens zu finden. Da kann es auch schon 30min und mehr dauern, bis der Notarztwagen den Wohnort findet. Eines kann ich Ihnen auf jeden Fall antworten: Fahren Sie in keinem Fall selbst mit dem Auto ins nächstgelegene Krankenhaus. Sollten Sie über eine Begleitperson verfügen, wäre es vielleicht gewagt zu empfehlen, sich gleich in die nächste Klinik fahren zu lassen, in sehr abgelegenen Wohngegenden mag dies aber ratsamer sein.

Und wenn der Patient nun bewußtlos zusammengebrochen ist? Rufen Sie dann immer zuerst den Notruf an und teilen dem Mitarbeiter mit, dass sie eine bewußtlose Person bei sich haben (paciente con inconsciencia). Dann bringen Sie die Person auf eine harte Unterlage (Boden) und tasten Sie den Puls im Bereich der Halsschlagader mindestens 20 Sekunden lang, zunächst auf der einen Seite, dann an der anderen Seite. Erst wenn Sie sicher sind, keinen Puls zu fühlen und keine Reaktionen auf Ansprache oder Schmerzreize zu erhalten, beginnen Sie mit einer Herzdruckmassage, indem Sie sich neben dem Betroffenen hinknien, den Ballen einer Hand auf das untere Drittel des Brustbeins platzieren und den Ballen der anderen Hand auf die erste ansetzen. Drücken Sie mit gestreckten Ellenbogen mit dem Gewicht Ihres Oberkörpers den Brustraum mindestens 5-6cm ein, und zwar mit ca. 80-100 Kompressionen pro Minute. Wenn möglich, geben Sie nach 30 Kompressionen immer 2 Atemspenden, letzteres ist aber nicht unbedingt erforderlich, wenn Sie es sich nicht zutrauen. Viel wichtiger ist es, bis zum Eintreffen des Notarztes die Herzdruckmassagen fortzusetzen. Sollten mehrere Personen verfügbar sein, wechseln Sie sich nach 2-3 Minuten ab. Unterbrechen Sie nach 2-3 Minuten diese Massnahme und tasten Sie den Puls nochmals. Wenn Sie weiterhin keinen Puls tasten, weiterdrücken!

L. Chadid

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