Plötzlicher Herztod bei Sport im höheren Alter
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Plötzlicher Herztod bei Sport im höheren Alter

Plötzlicher Herztod bei Sport im höheren Alter
Es passiert, aber sehr selten!

Mit „älteren“ Sportlern sind die im Alter von ca. 40-60 Jahren gemeint. Unabhängig von Alter, Geschlecht, reduziert Ausdauersport das Risiko für Herzkreislauferkrankungen dosisabhängig um 20% bei moderater Aktivität 5x/Woche über 30 Minuten und um 30-40 % bei höherer Intensität. Was bisher nicht wirklich bekannt war, ist dass darüber hinaus auch die Tumorhäufigkeit reduziert wird, die Gesamtsterblichkeit nimmt ab (um 70 % in einer 8-jährigen Beobachtungsstudie). Bei Patienten mit bekannten Verengungen der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit) liegt der Effekt von Ausdauersport im gleichen Bereich wie die zur Behandlung dieser Erkrankung verordneten Medikamente.

Der erste Marathonläufer, Pheidippides, er soll 40 Jahre alt gewesen sein, brach, nachdem er den Athenern 490 v.C. die Nachricht vom Sieg ihrer Truppen über die Perser überbracht hatte, tot zusammen. Hitze, Austrocknung, schlechter Trainingszustand und vielleicht auch eine vorbestehende Herzerkrankung mögen diesen fatalen Ausgang hervorgerufen haben, der nicht verhindert hat, dass Millionen von Läufern jedes Jahr für diese Distanz antreten. Ihr Risiko plötzlich hierbei zu versterben ist sehr niedrig. Bei 10,9 Millionen Marathon- und Halbmarathon-Läufen ereigneten sich 59 Fälle eines plötzlichen Herztodes (ca. 0,5/100 000), keiner bei Halbmarathonläufen, die Hälfte während der letzten 1,6 Kilometern, wohingegen die Häufigkeit bei Freizeit-Joggern mit 13 pro 100.000 und Jahr höher ist. Zum Vergleich: die Häufigkeit des plötzlichen Herztodes (PHT) in der Allgemeinbevölkerung liegt bei 60-90 pro 100.000 und Jahr, demnach um ein Vielfaches höher.

Im Gegensatz zu jüngeren Leistungssportlern ist die Ursache für den PHT bei den älteren bei > 80 % eine koronare Herzerkrankung; der Rest geht zu Lasten seltener Erkrankungen.
Dafür, dass Mineralstoffentgleisungen ein wichtiger Faktor sein können, spricht die Tatsache, dass bei den im Rahmen eines Marathon auftretenden Todesfällen sich der überwiegende Teil während des letzten Viertels des Laufs ereignete und Fälle bei Halbmarathon-Läufen gar nicht auftraten.

Bei Marathonläufern fand man direkt nach Ende des Laufs in unterschiedlicher Ausprägung Störungen der rechten Herzkammer (Größe, Funktion, Druck) in Korrelation mit dem Trainingszustand. Bei allen kam es innerhalb weniger Tage zur Normalisierung. Bei einem kleinen Teil (ca. 13 %) konnte man kleine Narben in einer Kernspintomographie des Herzens nachweisen, wobei die langfristige Bedeutung dieser Befunde und ihrer (bislang nicht nachgewiesenen) Beziehung zum plötzlichen Herztod offen sind. Obwohl das Risikoprofil deutlich günstiger ist, sind die Koronarverkalkungen bei Marathon-Läufern genauso stark ausgeprägt wie bei altersgleichen Nicht-Sportlern.

Wer neu mit Sport beginnt, kann ein erhöhtes Risiko haben: Es gibt Daten, die zeigen, dass, wenn ein Nichtsportler seinen Lebenswandel ändert und mit Sport beginnt, das PHT-Risiko bei sportlichen Aktivitäten zuerst stark erhöht ist. Dieses Risiko nimmt im Laufe der Zeit bei regelmäßigem Training kontinuierlich und dosisabhängig ab. So war das PHT-Risiko in der Physician Health-Studie während der ersten 30 Minuten einer anstrengen Aktivität für Nicht-Sportler auf das 74-fache, für die, die 5 Mal pro Woche trainierten, aber auf das 11-fache erhöht.

Daher sollten sich Wiedereinsteiger, die in den letzten Jahren nur wenig Sport betrieben haben, vor der ersten sportlichen Betätigung unbedingt medizinisch durchchecken lassen. Solche Untersuchungen werden in Deutschland alle zwei Jahre von den Krankenkassen bezahlt (wird als „Gesundheits-Check” bezeichnet, der auch für nicht Sport treibende Menschen sehr zu empfehlen ist). Vermeiden Sie einen übertriebenen Ehrgeiz, daher folgende Empfehlungen: Bei einer Vorerkrankung des Herzens oder bei verdächtigen Symptomen (Druck auf der Brust, im Oberbauch oder im Kiefer unter Belastung, vermehrtes Herzstolpern oder relevante Luftnot schon bei geringer Belastungsstufe) ist vor Wiederbeginn des Trainings ein Belastungstest bei einem Facharzt sehr empfehlenswert. Wer mit sportlicher Aktivität beginnt, sollte anfänglich bis zu 3 Mal pro Woche bei einer Herzfrequenz von 50-70 % des Altersmaximums (220-Alter) trainieren. Nach jeweils einigen Monaten kann man auf 5 x/Woche und später auf 70-85 % der maximalen Herzfrequenz steigern.

Im Falle eines Infektes sollte man in jedem Fall die sportliche Aktivität pausieren. Wichtig: Wenn der Puls nach einem Infekt in Ruhe oder bei Belastungen höher ist als vor dem Infekt, kann das darauf hinweisen, dass sich die Herzfunktion noch nicht normalisiert hat, was unbedingt ärztlich abgeklärt werden sollte, um Folgeschäden (z.B. chronische Herzmuskelentzündungen) am Herz zu verhindern.

Dr. med. Luai Chadid
Internist & Kardiologe in der Clinica Picasso

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