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Risikofaktor Blut – was man über Bluttransfusionen wissen sollte

Auch als „älterer Hase“ wird man nie aufhören über neue Erkenntnisse in der Medizin zu staunen, öfters schon habe ich erwähnt, wie jahrelange gängige Praktiken förmlich über den Haufen geschmissen werden. Was ich nun berichte, war mir selbst neu. Es war nicht einfach hierüber ausreichend wissenschaftliches Material und Studien zu finden. Dies mag zum einem daran liegen, dass diese Ergebnisse noch recht neu sind aber zum anderen auch weil große Institutionen aus finanziellen Gründen kein Interesse an einer Verbreitung dieser Erkenntnisse haben. Doch dieses neue Wissen führte in den letzten 1-2 Jahren zu einer Kehrtwende in der Intensivmedizin.

Es geht um Blut. Blut besteht aus roten Blutkörperchen (Erythrozyten), den weißen Blutzellen (Leukozyten), den Blutplättchen (Thrombozyten) und dem Blutplasma (Flüssigkeit ohne Zellen). Hier geht es um Transfusionen von Erythrozyten, also die Zellen in unserem Blut, die Sauerstoff in unserem Körper transportieren. Ohne Zweifel können Bluttransfusionen, also die Gabe von Spenderblut, nach schweren Unfällen, Operationen und Krebserkrankungen Leben retten, doch ist es wirklich erforderlich jährlich ca. 5,5 Millionen Blutkonserven alleine in Deutschland zu verbrauchen? 4-5 Mio Menschen spenden regelmäßig Ihr Blut, in der Meinung Leben zu retten. Doch Blut ist nicht immer dazu angetan Leben zu retten, sondern hat ganz beträchtliche Komplikationen nach sich ziehen. Fremdblut kann durchaus den Körper viel mehr schwächen, als Mediziner bisher annahmen.

Neue Studien bestätigten, dass schon nach ein bis zwei Blutkonserven die Infektionsanfälligkeit um den Faktor 2 bis 5, dass heißt also, sie verdoppelt bis verfünffacht sich. Nach Transfusionen kommt deutlich häufiger zu Nierenversagen sowie zu schweren Lungenschädigungen bis hin zur Wassereinlagerungen in die Lunge. Es gibt viele Beispiele, wo Spenderblut zu „bösem Blut“ wird. Aufgeschreckt wurden Mediziner durch Untersuchungen aus Bristol: die Statistik über Herzoperationen ergab, dass das Risiko für Komplikationen bis hin zum Tod sich mit jedem Beutel Fremdblut erhöht. Und zwar mit einem bis zu 6x höherem Todesrisiko als bei Patienten ohne Transfusion! Eine Zusammenfassung aus Philadelphia zeigt: bei 42 aus 45 Studien überwiegen Nachteile einer Blutübertragung. Das Problem hierbei ist, dass es zu vielfältigen Komplikationen kommen kann, deren Ursachen nicht immer der kürzlich zurückliegenden Transfusion zuzuordnen wird. In New York hat man daher den Verlauf bei 10100 Patienten verglichen: egal bei welchen chirurgischen Eingriffen, nach nur 1-2 Beutel gab es 76% mehr Lungenkomplikationen, 87% mehr Wundentzündungen, 77% mehr Thrombosen und die Sterblichkeit stieg um ganze 29%. Eine Studie aus dem Jahr 2013 belegte, dass es zu doppelt so vielen Herzinfarkten nach Herz-Op´s und 12% mehr Todesfälle bei Transfundierten kommt. Daher müssen wir Ärzte ernsthaft darüber nachdenken, ob das aktuelle Handeln noch zeitgemäß ist. Haben wir früher einer alten Frau, die sich nach einer Hüftoperation schwach fühlte und eine leichte bis mittelschwere Blutarmut hatte, nur zur Verbesserung Ihres Allgemeinzustandes 2 Konserven Blut übertragen, würde man heute niemals dies wiederholen. Umdenken wird hier für jeden Arzt zur Gewissensfrage! Und dennoch sagen immer noch 8 von 10 Ärzten: im Zweifelsfall immer transfundieren, nach dem Motte „das haben wir schon immer schon so gemacht“.

Das Risiko vermehrter Infektionen nach Blutübertragungen hat nichts mit den bekannten Infektionen wie die Übertragung von HIV, Hepatitis oder Verwechslungen von Konserven zu tun. Die Konserven sind diesbezüglich so sicher wie nie. Es geht um körpereigene Reaktionen, es geht um gesundes Blut eines anderen Menschen im eigenen Körper. Im Grunde handelt es ja sich um fremde Zellen, die das körpereigene Immunsystem derart ablenken, da jede Transfusion wie eine Mini Transplantation angesehen werden muss. Was bei einer Nieren- oder Lebertransplantation völlig logisch, geschieht nach einer Blutübertragung in kleinem millionenfach. Das Immunsystem kann immer nur an einer Front kämpfen.

Doch kann man Transfusionen einsparen? Prof. Hans Gombotz in Österreich belegte, dass die Praktiken einer Transfusion in den Krankenhäusern keiner Gesetzmäßigkeiten folgten. So wird z.B. für ein und dieselbe Operation in einem Krankenhaus die 17-fache Menge Blutkonserven verabreicht wie in anderen Häusern. Röntgenaufnahmen zeigten, dass Fremdblut in den Gefäßen wesentlich langsamer fließt, teilweise auch regelrecht verklumpt. Daher auch die erhöhten Komplikationen wie Herzinfarkte und Wundheilungsstörungen.

Der Leiter der Krebsabteilung im Wiener Wilhelminenspital Prof Heinz Ludwig untersuchte Patienten, die vor vielen Jahren Blutkonserven erhielten und stellte dabei fest, dass die Häufigkeit von Blutkrebserkrankungen bei dieser Patientengruppe deutlich höher lag als in einer Vergleichsgruppe ohne vorausgegangene Blutübertragungen. Transfusionen können also noch viele Jahre später Krebs verursachen! In Houston hat man Darmkrebsanalysen verglichen und dabei entdeckt, dass nach Transfusionen bis ca. 20% mehr Menschen wieder neue Metastasen bekamen. Wie viele Menschenleben stehen hinter solchen Zahlen? Eines ist sicher, so wie wir es in der Vergangenheit gemacht haben, haben wir viele Fehler gemacht. Der DRK Slogan „Spenden rettet Leben“ ist also nicht immer richtig.

L. Chadid

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