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Von Sternenkindern und stillen Geburten

Wenn Schwangerschaften kein glückliches Ende nehmen

Sternenkinder, „die die Sterne erreichen, bevor sie das Licht der Welt erblicken“, so werden häufig Kinder genannt, die vor, während oder nach der Geburt mit einem Gewicht von weniger als 500 Gramm sterben. Dies bringt anrührend die oft enge emotionale Bindung vieler Eltern an diese Kinder zum Ausdruck. Und solch eine Bindung findet man selbst bei frühen Fehlgeburten. Denn auch bereits eine frühe Schwangerschaft ist mit Träumen und Wünschen, aber auch Ängsten verbunden, die durch ihre unerwartete Beendigung plötzlich keinen Raum und kein Ziel mehr haben.

Bleibt die Periode aus und ist der Urintest positiv, so kann eine Frau mit hoher Sicherheit davon ausgehen, dass sie schwanger ist. Meist folgt über kurz oder lang der Besuch der frauenärztlichen Sprechstunde. Dann wird der Befund bei einer in der Gebärmutter intakten Schwangerschaft per Ultraschalluntersuchung der Fruchthöhle mit Embryo und Herzaktivität bestätigt.
Eine Blutung in solch einer frühen Phase wird zu Recht immer als Alarmsignal gewertet. Denn sie ist oft der erste Hinweis auf einen nicht regelrechten Verlauf. Hier gilt es rasch zu klären, ob es sich um eine „harmlose“ Blutung bei sonst normalem Befund, eine Eileiter-Schwangerschaft oder vielleicht auch um eine Fehlgeburt handelt.

Fehlgeburten treten bei etwa einem Fünftel aller Schwangerschaften auf. Genaue Zahlen können nicht sicher benannt werden, weil bei einem frühen Abgang oft noch gar nicht bekannt ist, dass eine Schwangerschaft besteht. Daher dürfte die tatsächliche Fehlgeburten-Rate eher höher liegen. So kann nicht selten auch eine verspätete Periode in Wirklichkeit eine Fehlgeburt sein.

Ursachen liegen häufig in Chromosomenstörungen, also Fehlverteilungen der Chromosomen unmittelbar nach der Befruchtung. Die Eltern oder gar die Mutter eines frühen Embryos haben keinen Einfluss auf diese Abläufe und tragen daran auch keine irgendwie geartete Schuld. Auch Hormonstörungen wie Fehlfunktionen der Schilddrüse oder ein sogenanntes polyzystisches Ovarsyndrom mit einer erhöhten Bildung männlicher Hormone können eine Rolle spielen. Möglich sind auch organische Erkrankungen wie Septen, also Trennwände in der Gebärmutterhöhle, oder Myome (gutartige Knoten) der Gebärmuttermuskulatur. Bei einer Endometriose findet sich Gebärmutterschleimhaut an atypischen Stellen in den Genitalorganen oder an anderen Orten im Körper. Seltener kommen auch Infektionen u.a. als Ursache in Betracht.

Unter einem sog. habituellen Abort versteht man nach der Definition der WHO das Auftreten von drei aufeinanderfolgenden Fehlgeburten; davon sind 1-3 % der Frauen betroffen. Hier kommen als besondere Ursachen genetische Auffälligkeiten bei einem oder beiden Eltern, aber auch Gerinnungsstörungen und Autoimmunerkrankungen bei der Mutter in Betracht.
Ist die Diagnose einer Fehlgeburt gestellt, so kann man bei früher Schwangerschaft zunächst einmal den spontanen Verlauf abwarten. Falls es zu stärkeren Blutungen kommt und/ oder Reste des Schwangerschaftsgewebes in der Gebärmutter zurückbleiben, ist wie auch bei weiter fortgeschrittener Dauer einer Schwangerschaft eine Ausschabung oder Kürettage erforderlich. In besonderen Fällen kann es hin und wieder notwendig sein, das Schwangerschaftshormon zu kontrollieren, bis es wieder unter der Nachweisgrenze liegt.

Bei Frauen mit Rhesus-negativer Blutgruppe ist eine sogenannte Anti D-Prophylaxe wichtig. Hier wird eine Spritze zur Vermeidung einer Antikörperbildung gegen den Rhesus (Rh)-Faktor gegeben. So wird vermieden, dass solche Antikörper bei einer weiteren Schwangerschaft mit Rh-positivem Kind dessen rote Blutkörperchen zerstören.

Eine Eileiterschwangerschaft erfordert in der Regel einen operativen Eingriff, da sonst das Risiko einer lebensbedrohlichen Blutung besteht. Wann immer möglich, wird der Eileiter eröffnet und nach Entfernung der Schwangerschaft wieder geschlossen. Falls erforderlich, muss ein Teil des Eileiters entfernt werden.

Nach einer Fehlgeburt wird in der Regel empfohlen, eine Zeit zu warten, bevor wieder eine Schwangerschaft eintreten sollte. Bei habituellem Abort sind je nach Ursache weitere Maßnahmen vor oder nach dem Eintritt einer erneuten Schwangerschaft erforderlich, wie operative Maßnahmen an der Gebärmutter, hormonelle Behandlung, die Anwendung von Aspirin und anderen gerinnungshemmenden Substanzen u.a.

Emotionale Belastungen, Verlustgefühle, Trauer und Angst hinsichtlich zukünftiger Schwangerschaften sind nicht unnormal und man findet sie selbst nach Eileiterschwangerschaften. Die Möglichkeit des Abschiednehmens auch von einem früh verlorenen Kind kann dazu beitragen, den Verlust zu verarbeiten. In Deutschland führen bereits viele Kliniken mehrmals im Jahr gemeinsame Bestattungen unter Teilnahme der Eltern durch. Für solch einen würdevollen Abschied stehen Worte wie „Schmetterlingsfeld“, „Feld der Ungenannten“, „Weg der Erinnerung“, „Raum für die ganz Kleinen“. Kinder aus weiter fortgeschrittenen Schwangerschaften, auch totgeborene Kinder aus sogenannten stillen Geburten werden von den Eltern meist individuell beerdigt.

Dass dieses Abschiednehmen wichtig ist, um ein neues Kind unbelastet empfangen zu können, zeigt das Beispiel von Salvador Dalí. Als Ersatz für seinen früh verstorbenen älteren Bruder gezeugt, lebte er sein Leben lang in der Qual des Nicht-Er-Selbst-Sein-Könnens, was er in seinen Bildern fast zwanghaft und in immer größerer Intensität darstellte.

Die schwierigen Wege solcher Lebensphasen sind nicht einfach. Aber es gibt gute Möglichkeiten, die dazu beitragen, wieder auf normale Wege zurückzufinden.

Dr. Renate Wiesner-Bornstein ist Frauenärztin an der Clinica Picasso 57 in Palma, Tel.: 971 -22 06 66 und 630 720 878,

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