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IST MARATHON GEFÄHRLICH?

„Exercise and the heart: the good,the bad and the ugly“ war die Überschrift einer Arbeit, die in diesem Jahr im European Heart Journal erschienen ist und einmal mehr die Frage nach den positiven Effekten körperlicher Bewegung und dem Risiko von Extrembelastungen ‒ zu denen ein Marathonlauf sicher gehört ‒ aufgeworfen hat.

In den nationalen und internationalen Leitlinien zur Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen hat körperliche Bewegung einen festen Platz. “Any exercise is associated with a reduction in CVD risk…“, ‒ eine Risikoreduktion von bis zu 50 % ist möglich!

Auch eine direkte Beziehung zwischen Leistungsfähigkeit und Todeshäufigkeit wurde immer wieder beschrieben, wobei der maximale vorbeugende Effekt bei einem Energieverbrauch von 3.500 kcal/Woche entsprechend einer Trainingsdauer von 6–7 Stunden/Woche auf mittlerem Niveau gesehen wird.

Leistungssportler, Langstreckenläufer, Teilnehmer an Stadtmarathons, die fast im Wochenrhythmus angeboten werden,trainieren oft mehr und intensiver. Hier können dann Probleme beginnen, die im Wesentlichen in Form von Herzgrößenzunahme über den physiologischen Bereich hinaus, strukturellen Herzveränderungen und einer Bereitschaft zu Arrhythmien, insbesondere zu Vorhofflimmern auftreten können.

Als mögliche Mechanismen sind die zunächst physiologischen Anpassungen des Herzens zu sehen, die notwendig sind, um die hohe notwendige Sauerstoffaufnahme während solcher Belastungen sicherzustellen.

In den letzten Jahren sind zahlreiche Publikationen erschienen, die mit z.T recht aufwendiger Methodik vermehrte Fibrosierung und erstaunlicherweise auch vermehrt asymptomatische Koronarkalzifizierungen bei Langstreckenläufern nachgewiesen haben. Auch eine ‒ allerdings oft nur kurzzeitige ‒ Erhöhung herzspezifischer Enzyme nach Marathonläufen sowie eine Funktionsstörung im Echokardiogramm sind beschrieben. Allerdings muss gesagt werden, dass die Kollektive zum Teil nicht groß genug und die Untersuchungen nicht prospektiv angelegt waren, so dass zu Recht, auch in o.g. Artikel noch keine abschließende Wertung vorgenommen wurde.

Eine Ausnahme kann man aber wohl heute schon machen: Untersuchungen an über 52.000 Ausdauersportlern aller Art mit Umfängen von mehr als 5 intensiven Trainingseinheiten pro Woche haben ein fünffach höheres Risiko für eine Entwicklung von Vorhofflimmern gezeigt. Langzeitverläufe sind für die meisten dieser Veränderungen noch nicht ausreichend beschrieben.

Erfreulicherweise ist der plötzliche Herztod beim Sport nach wie vor recht selten. Die Zahl wird mit 1:50.000 bei jüngeren Sportlern und Marathonläufern im mittleren Lebensalter beschrieben.

Was bedeutet das nun für die tägliche ärztliche Praxis?

Eine regelmäßige sportliche Betätigung hat einen absolut gesicherten positivem Effekt auf die Prognose. 30‒60 Minuten BEWEGUNG, möglichst jeden Tag bzw. 2,5‒5 Stunden in der Woche sind empfehlenswert.
Leistungssport, zu dem exemplarisch Marathon in allen Leistungsklassen gezählt werden kann, führt bzw. muss zu Anpassungen des Herzens und der peripheren Gefäße führen, die zunächst nicht gefährlich sind.
Gute Beratung zu Trainingsumfängen und Trainingsintensität sowie regelmäßige Kontrollen (die sicher keine Kassenleistung sind!) sind sicher wichtig und in den meisten Fällen auch in der Lage, krankhafte Auswirkungen rechtzeitig zu erkennen.
Marathonlaufen ist sicher eine Herausforderung, die man nicht als „gesund“ bezeichnen kann aber genau so wenig als „gefährlich“ bezeichnen muss.
Jede Autofahrt ist mit einer ungünstigeren Statistik behaftet, von Rauchen und Bewegungsmangel ganz zu schweigen.

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