Schmerzen in der Brust gelten als das Hauptsymptom eines Herzinfarkts. Fehlen sie, schließt das eine akute Durchblutungsstörung in den Herzkranzgefäßen aber nicht aus – schon gar nicht, wenn die betroffene Frau um die 50 ist. Bei vielen betroffenen Frauen fehlt dieses Kardinalsymptom, wie man aus Untersuchungen an älteren Patienten weiß. Bei Frauen um die 50 bleibt nämlich ein Herzinfarkt häufiger unentdeckt als bei ihren männlichen Leidensgenossen gleichen Alters. Ihr Risiko, nach der Diagnose daran zu sterben, ist sogar doppelt so hoch. Womöglich liegt das – ähnlich wie bei älteren Patienten – an der etwas anderen Beschwerdesymptomatik, mit der sich ein Infarkt bei Frauen bemerkbar macht.
Das mutmaßten kanadische Wissenschaftler und suchten bei 1015 jüngeren Herzinfarktpatienten – 305 Frauen und 710 Männern – nach geschlechterspezifischen Unterschieden. Die Probanden, alle um die 50J, waren in den Jahren 2009 bis 2012 mit Verdacht auf ein Herzinfarkt (akute Durchblutungsstörungen in den Herzkranzgefäßen) in eine Klinik eingeliefert und in die GENESIS PRAXY-Studie* aufgenommen worden. Die Diagnose galt als bestätigt, wenn neben den klinischen Beschwerden Veränderungen im EKG und/oder im Blut die „Herzinfarktmarker“ erhöht waren.
Fast alle Patienten klagten bei Einlieferung über mindestens ein typisches Symptom. Brustschmerzen wurden dabei mit Abstand am häufigsten angegeben, von Männern wie Frauen, gefolgt von Schwäche, Hitzegefühl, Kurzatmigkeit, kaltem Schweiß und Schmerzen im linken Arm oder der linken Schulter.
Frauen leiden anders: Ohne Brustschmerz präsentierten sich mehr Frauen als Männer (19 vs. 13,7 Prozent). Frauen hatten auch häufiger einen schwereren Herzinfarkt als Männer (37,5 vs. 30,7 Prozent). Insgesamt berichteten Patienten ohne Brustschmerzen insgesamt weniger Beschwerden als solche mit.
Auch wenn bei jüngeren Patienten ebenfalls Brustschmerzen das Hauptsymptom eines Infarkts waren, warnen Wissenschaftler von der Universität in Montréal und ihre Kollegen davor, bei Fehlen dieses Kardinalsymptoms den Verdacht auf ein Herzinfarkt vorschnell fallen zu lassen. Somit gilt es unbedingt immer auch ein mögliches Problem mit dem Herzen im Auge zu behalten, speziell bei Frauen, bei denen immerhin eine von fünf einen Infarkt erleidet, ohne dass er sich mit typischen Brustschmerzen äußert und zudem Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Nikotin oder Zuckerkrankheit aufweisen. Auch lasse das Vorhandensein oder Fehlen von Brustschmerzen keine Rückschlüsse auf die Schwere des Infarkts zu, so die Wissenschaftler.
Um bei Infarkten, die ohne Brustschmerzen ablaufen, die Diagnose zu erleichtern, fordern daher Ärzte, die übrigen Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Schwäche, Atemnot, Schweissausbrüche etc.), die ebenfalls häufig im Zusammenhang mit einem Herzinfarkt auftreten, zu listen und zu beurteilen. Im Zweifelsfall sollte bei Frauen mit unklaren Beschwerden immer ein EKG geschrieben werden.
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