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Unerklärliche Luftnot – Aufklärung ist oft schwierig!

Die Luftnot ist definitionsgemäß ein subjektives Empfinden einer unbehaglichen Atmung, das qualitativ unterschiedliche Sinneswahrnehmungen in unterschiedlicher Intensität umfasst. Unterschieden werden muss bei Dyspnoe zunächst zwischen Ursachen im Bereich des Herzens, der Lunge und der Zusammenspiels der Nerven und die für die Atmung relevanten Muskelgruppen. Zu den klassischen Erkrankungen, die mit chronischer Luftnot einhergehen, zählen Verengungen der Atemwege wie die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), das Asthma bronchiale oder Veränderungen des Lungengerüstes wie bei einer Lungenfibrose. Eine der häufigsten Ursache ist die Herzmuskelschwäche (sog. Herzinsuffizienz). Eine seltene Ursache ist eine neuromuskuläre bedingte Atemstörung, bei der z.B. das Zwerchfell gelähmt sein kann, Panikstörungen, chronische Hyperventilation oder Vocal Cord Dysfunction (VCD).

Neben dem diagnostischen Standardverfahren (ausführliche Beschreibung der Beschwerden, Erhebung der Vorgeschichte, körperliche Untersuchung, EKG, Lungenfunktion, Ultraschalluntersuchung des Herzens, Lungenröntgen, Blutgasanalyse, Vitalparameter, Labor) ist bei Patienten mit Atemnot eine subtile Erhebung der Vorgeschichte erforderlich. Bestehen die Beschwerden beim Ein- oder Ausatmen, in Ruhe, bei Belastung oder hustenabhängig? Gibt es auslösende Faktoren, tritt die Atemnot anfallsweise oder lageabhängig auf?

Dies alles ist wichtig denn: tritt die Atemnot von einem Atemzug auf den anderen auf, kann es z.B. nie Asthma sein.

Allerdings: Bei vielen Patienten gibt es potentiell mehrere Ursachen für die Atemnot, viele rauchen, sind übergewichtig und haben Durchblutungsstörungen in den Herzkranzgefäßen, häufige Umstände, die die Diagnostik erschweren können. Es gibt auch Mischformen von COPD und Asthma, oder psychische Begleiterkrankungen wie Depressionen und Ängste, die das subjektive Symptomempfinden deutlich verstärken können. Objektive Parameter der Lungenfunktion, zum Beispiel bei Patienten mit Asthma oder COPD, werden durch negative Emotionen hingegen nicht beeinflusst, so dass in jedem Fall zusätzliche Untersuchungen den Weg zur endgültigen Diagnose erleichtern. Es gibt aber tatsächlich nur ein Verfahren, dass die körperliche Leistungsfähigkeit objektiv erfassen kann und somit den Schweregrad eines so subjektives Symptoms wie Atemnot bestimmen kann. Hier handelt es sich um die Spiroergometrie, ein diagnostisches Verfahren, bei dem durch Messung von Atemgasen während einer körperlichen Belastung die Reaktion von Herz, Kreislauf, Atmung und Stoffwechsel die Leistungsfähigkeit dargestellt werden kann. Dieses Verfahren erlaubt auch zu unterscheiden, ob eine Atemnot eher Ursachen in einer Fehlfunktion des Herzens oder der Lunge haben. Ganz nebenbei wird diese Untersuchung auch bei Sportlern angewandt, um ihren Trainingszustand zu bestimmen und um weitere Anleitungen für künftige Trainingseinheiten zu liefern.

Fallen detaillierte Lungenfunktionsuntersuchungen und Belastungstests (Spiroergometrie, etc.) normal aus, rücken psychische und seltene Ursachen wie z.B. eine Vocal Cord Dysfunktion (VCD) in den Vordergrund. Hierunter versteht man eine Stimmbandfehlfunktion, bei der sich die Stimmbänder von einem Moment zum nächsten verkrampfen und verschliessen. Diese plötzlich auftretende Schlussbewegung führt zu einer heftigen, teils lebensbedrohlich erlebter Atemnot. Oftmals geht dem Krampf und Verschluss der Stimmbänder ein Hustenanfall voraus. Die Patienten beschreiben oft ein Kratzen im Hals, Kloßgefühl, Engegefühl im Hals, häufiges Räuspern und Heiserkeit.

Eine VCD galt lang Zeit als psychosomatische Erkrankung, aber nur bei einem kleinen Prozentsatz der Betroffenen ist sie tatsächlich so zu erklären. Viel häufiger ist ein Husten oder ein Säure-Reflux vom Magen die Ursache einer VCD. Weitere Ursachen sind einseitige oder beidseitige Stimmbandlähmungen, ein hypersensibler Kehlkopf oder eine krankhafte Veränderung der Hirnrinde. Auch emotionaler Stress ausgelöst durch Verlust, einschneidende Veränderungen, verbale und körperliche Verletzungen, Missbrauch, Mobbing und hohes Leistungs- und Anspruchsdenken, können hier ein Auslöser sein.

Diagnostischer Goldstandard ist eine Laryngoskopie (Spiegelung des Kehlkopfes) oder Endospirometrie (Beobachtung der Stimmbänder während einer Lungenfunktionsprüfung) . Allerdings könne durch eine negative Untersuchung eine VCD nicht ausgeschlossen werden, so Dr. Kenn, Chefarzt der Lungenklinik in Berchtesgaden. Ist eine VCD diagnostiziert bzw. wahrscheinlich, ist die Aufklärung des Patienten oberstes Gebot. „Für VCD-Patienten ist das Wissen und Verstehen ihrer Erkrankung entscheidend“, so Prof. Kenn. „Wenn die Patienten überzeugt sind, dass ihre Atemnot nicht lebensbedrohlich ist, wirkt dies entängstigend und ermöglicht einen viel besseren Umgang mit der Atemnot”. Hilfreich sei auch eine Atem- und Entspannungstherapie. Nur in seltenen Fällen sei eine Psychotherapie erforderlich.

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