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Unregelmäßiger Puls verlangt Abklärung

Herzstolpern, Herzrasen, Luftnot und innere Unruhe: Wenn Patienten solche Symptome schildern, denkt man in der Regel als erstes an ein Vorhofflimmern (VHF), tastet einen unregelmäßigen Puls (Hals oder Handgelenk), dann sollte man einen Arzt aufsuchen. Ich möchte Ihnen im Folgenden erklären, warum eine genaue Diagnose dieser Herzrhythmusstörung so wichtig sein kann: Bei einem Vorhofflimmern schlägt der Vorhof des Herzens nicht wie gewohnt regelmäßig mit 60-90 Schläge pro Minute sondern mit über 300 bis 350 Schläge jede Minute. Man kann sich hierbei lebhaft vorstellen, dass bei einer solchen Frequenz keine regelrechten Kontraktionen des Vorhofes mehr möglich sind, ehe nimmt man die Bewegungen als ein Flimmern wahr – daher auch der Name Vorhofflimmern.

Wegen dieses Flimmerns wird das Blut im Vorhof nicht mehr vollständig aus dem linken Vorhof in die linke Hauptkammer des Herzens transportiert, Teile des Blutes „stehen“ förmlich in den kleinen Ecken und Winkeln (vor allem in einem Ort, den man das Vorhofohr nennt) dieser kleinen Herzvorkammer. Sobald das Blut aber nicht mehr ausreichend bewegt wird, neigt es zur Bildung von Blutklumpen, auch Blutgerinnsel genannt. Und hier genau liegt die Gefahr: denn wenn sich nun doch so ein Blutgerinnsel aus dem Vorhof befreit, gelangt dieser in den meisten Fällen über die Halsschlagader in das Gehirn. Zwangsläufig wird hierdurch die Blutzufuhr zu einem Teil des Gehirns unterbrochen, wir sprechen hier dann von einem Schlaganfall. Je nachdem welches Gebiet im Hirn von der Blutzufuhr abgeschnitten wird, sehen wir Ärzte unterschiedliche neurologische Ausfälle, von einer kompletten Halbseitenlähmung mit Sprachstörungen bis hin zu lediglich einem Ausfall eines kleinen Teils des Körpers. Ist die Augenarterie betroffen, kann dies zu einer Blindheit des entsprechenden Auges führen.

Im Schnitt werden ca. 23% aller Schlaganfälle eben durch diese Rhythmusstörung ausgelöst, von diesem Patienten versterben nach 30 Tagen 25% und nach einem Jahr sind 63% dieser Patienten verstorben – zumindest wenn man nichts dagegen tut. Nur zur Info:, In Deutschland erleiden jährlich 270.000 Menschen ein solch katastrophales Ereignis. in Spanien stirbt alle 14 Minuten ein Mensch an den Folgen eines Schlaganfalles.

Natürlich gibt es auch viele andere Gründe, warum es zu solch einer Durchblutungsstörung des Gehirns kommen kann. Hauptrisikofaktoren sind Bluthochdruck, Zuckerkrankheit (Diabetes), Nikotin, zu hohe Cholesterinwerte, Übergewicht, exzessiver Alkoholkonsum und nächtliches Schlafapnoesyndrom (längere Atempausen während des Schlafes). Doch in diesem Artikel möchte ich mich gezielt auf eine Ursache beschränken, sicherlich weil es mir immer wieder leid tut, solch schwere jedoch häufig vermeidbare Schicksale in meiner täglichen Praxis zu sehen.

In Europa leiden ca. 4,5 Mio Menschen unter einem Vorhofflimmern (VHF), es ist also die mit Abstand häufigste Arrhythmie. Immer sollte ein unregelmäßiger Puls oder eine rasch aufgetretene Luftnot bei kleineren Belastungen den Verdacht auf ein mögliches VHF lenken, doch ist zu dessen Bestätigung unbeding000t eine EKG-Aufzeichnung erforderlich. Vorhofflimmern tritt bei vielen Patienten zunächst anfallsweise auf. Sehr häufig wird diese Rhythmusstörung aber auch nur zufällig im Rahmen einer Check up Untersuchung entdeckt, leider haben nicht alle Patienten mit VHF auch Beschwerden. Bei Patienten mit vermutetem, aber noch nicht dokumentiertem VHF kann eine eingehende Rhyth¬mus¬über¬wachung notwendig sein. Hier käme eine Langzeit-EKG Aufzeichnung über 24 bis 72h in Frage oder eine Implantation eines kleinen Herzmonitors (dieser hat die Größe eines USB Stix und wird in einer lokalen Betäubung unter die Haut eingesetzt). Letzterer kann über bis zu 3 Jahre den Rhythmus überwachen und jederzeit abgefragt werden. In jedem Fall sollte eine ausführliche kardiologische Untersuchung erfolgen, diese hat zum Ziel mögliche Ursachen zu finden und zu behandeln.

Besteht kein Zweifel an der Diagnose, muß der Arzt als erstes eine blutverdünnende Therapie einleiten. Während man früher Marcumar gab, stehen heute mehrere andere, meist bessere Medikamente zur Verfügung. Somit hätte man zumindest die Gefahr einer Blutgerinnselbildung und somit auch eines Schlaganfalles deutlich reduziert. Je nach möglicher Ursache wird der Kardiologe nach einer Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie) mit dem Patienten entscheiden, welche Massnahmen zur Behebung des VHF in Frage kommen. Meist werden zunächst Medikamente verabreicht, die diese Rhythmusstörungen beheben könnten, aber dies ist häufig eine längere und teils nebenwirkungsreiche Strategie, die zudem auch nicht ungefährlich ist.

Wenn das Vorhofflimmern nur bis zu wenige Monate bestand und eine relevante strukturelle Herzerkrankung (z.B. höhergradige Klappenundichtigkeiten oder Klappenverengungen) ausgeschlossen werden kann, ist die schnellste und vielversprechendste Methode eine sog. elektrische Kardioversion. Hierbei wird der Patient in einen tiefen Schlaf versetzt und auf das Herz ein Elektroschock abgegeben. Hierbei werden für Bruchteile einer Sekunden alle elektrischen Aktivitäten des Herzens unterbrochen, so dass der normale „Motor“, Sinusknoten genannt, der die normale Vorhofaktion bestimmt.

In den folgenden Monaten sind mehrere Kontrollen erforderlich, sollten sich dann wieder Phasen eines Vorhofflimmerns bestätigen, kann man als letzte Therapiemassnahme die Pulmonalveneneingänge, von denen die Rhythmusstörungen ausgehen, mittels elektrischem Hochfrequenzstrom oder durch Kälteanwendung (man nennt dies Ablation) veröden. Dies führt in ca. 85% der Fälle auch zu einer Heilung. Nur wenn auch diese Massnahme versagt, muß der Patient lebenslang mit blutverdünnenden Medikamenten behandelt werden.

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