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Teil 5: Der Faktor Stress

Immer häufiger lesen wir in der medizinischen Fachliteratur über das so genannte Burn-Out Syndrom. Hinter diesem, aus meiner Sicht viel zu oft gebrauchten Krankheitsbegriff verbirgt sich ein Krankheitskomplex mit sehr vielen Gesichtern. Unsere Umgebung wandelt sich in einem immer schnelleren Tempo. Immer häufiger ist das „Neue“ und immer seltener das „Alte“ gefragt.

In einer Zeit wo sich das Wissen der Welt in immer kürzeren Abständen verdoppelt und wir das Gespräch durch die digitalen Medien verlernen und Freundschaften nur mit digitalen Apps gepflegt werden, verlieren immer mehr Menschen den Anschluss. Viele haben dieser Geschwindigkeit nichts entgegenzusetzen, andere meinen immer am Ball bleiben zu müssen: E-mails auch am Wochenende und Urlaub beantworten, schnell noch auf die SMS antworten und bereits ab Sonntagnachmittag schon wieder an die Arbeit denken. Wir nehmen uns keine Zeit und Ruhe mehr, um Bilanz zu ziehen. Dadurch verlieren unseren Platz für einen Rückzug, um über die wirklich wichtigen Dinge im Leben nachzudenken.
Schlafstörungen, Gereiztheit und andere psychische Störungen sind das Ergebnis einer lang andauernden Unterversorgung von Ruhephasen. In einer Welt, in der wir zunehmend stumpfer werden und aufhören auf Warnsignale unseres Körpers zu reagieren, brauchen wir uns über die zunehmenden Ausfälle nicht zu wundern.

Eine im Jahr 2013 veröffentlichte Studie des Forsa Instituts belegte, dass der Beruf ganz oben auf der Liste der Stressfaktoren steht. Sie belegte auch, dass knapp 1/3 der Arbeitnehmer wegen chronischem Stress regelmäßig in ärztlicher Behandlung waren. Hauptbeschwerden waren hierbei Muskelverspannungen, Rückenschmerzen, Schlaflosigkeit, Brustbeschwerden, Herzrhythmusstörungen und häufiger auch Übelkeit.
Laut dem Stressreport Deutschland 2012, von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin veröffentlicht, fühlen sich 19 % alle Arbeitnehmer am Arbeitsplatz überfordert, 58 % geben an, dass sie im Job verschiedene Aufgaben gleichzeitig erledigen müssen.

Doch was genau passiert in einer akuten Stresslage? Die Gehirndurchblutung nimmt zu und das Schmerzempfinden lässt nach. Die Pupillen erweitern sich um die Gefahren besser zu erkennen. Der Herzschlag wird schneller und der Blutdruck steigt, das Blut gerinnt schneller und die Blutgefäße im ganzen Kreislauf, vor allem in den Händen und Füßen, verengen sich. Dadurch werden sowohl der Herzmuskel als auch die Wände der Arterien überlastet, die Arterienverkalkung wird begünstigt, so dass das Risiko für einen Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich ansteigt. So sterben jährlich weltweit ca. 9 Millionen Menschen an den Folgen von zu hohem Blutdruck. Bei Stress wird auch die Verdauung heruntergefahren damit den Muskeln mehr Energie zur Verfügung steht, was wiederum zu Völlegefühl und zu Schmerzen in den Damsegmenten führen kann, wir sprechen dann oft vom „Reizdarmsyndrom“.

Viele Menschen rasen durch das Leben, und vergessen hierbei einen wichtigen Energievorrat, nämlich Ruhe, aufzutanken. Paradoxerweise kommt es meist in einer der seltenen Ruhephasen zu einem völligen Zusammenbruch, nachdem die Energievorräte vollständig aufgebraucht sind. Die Rückführung zu einem normalen Leben ohne Versagens- oder Existenzängste ist langwierig und fordert sehr viel Geduld. Wir sollten es nicht soweit kommen lassen!

L. Chadid

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