Teil 4: Nach einem Herzinfarkt – Die Sexualität bleibt oft auf der Strecke
Teil 3: Schmerzen in der Brust – oft ein Alarmzeichen
12/02/2016
Teil 5: Der Faktor Stress
12/02/2016

Teil 4: Nach einem Herzinfarkt – Die Sexualität bleibt oft auf der Strecke

Bei vielen Menschen kann der durchgemachte Herzinfarkt zu einem erheblichen Trauma. Viele berichten in ein tiefes Loch gefallen zu sein, oft ändere sich alles schlagartig, wenn man meint das aktive Leben sei vorbei. Und was ist mit der Sexualität? Es besteht ein großer Unsicherheitsfaktor in dieser Frage, Ehepartner haben Angst den Patienten zu stark zu belasten, Depressionen verstärken diese Ängste nur zusätzlich. Aber oft genug kommt es, auch wegen der nach einem Infarkt eingeleiteten Therapie, zu einer weiteren Verschlechterung der Erektionsfähigkeit des Mannes. Schuld daran sind oft Betablocker, ein Medikament, das ebenfalls ein Paradigmenwechsel erfahren hat. Kardiologen streichen immer häufiger diese Medikation aus dem Tablettencoktail.

Wir Ärzte müssen unseren Teil durch eine ausführliche Aufklärung beitragen, dass das Liebesleben so schnell wie möglich wieder aufgenommen wird. Wir gehen sogar so weit zu sagen, dass Herzpatienten nicht nur Sex haben dürfen sondern auch sollen. Je nach Ausmaß des Herzleidens sollte zwar bis 8 Wochen nach dem akuten Ereignis (Infarkt oder Herzoperation) abgewartet werden, bevor Paare wieder Sexualleben aufnehmen. Auch sollte man darauf achten, es langsam angehen zu lassen und zwar in einer entspannten Atmosphäre. Ein langsamer Beginn mit Streicheln und Liebkosungen helfen Ängste abzubauen. In jedem Fall sollte darauf geachtet werden, dass zu Beginn der gesunde Partner die aktive Rolle übernimmt. Empfohlen wird immer gerne eine stabile Seitenlage, diese sei für beide Partner weniger anstrengend und könne „endlos Lust“ verschaffen. Wer vor dem Sex schwere Mahlzeiten oder Alkohol zu sich nimmt, hat es schwer einen guten Beischlaf zu genießen. Nicht zuletzt erschweren viele andere Medikamente eine ausreichende Erektion zu erzielen und aufrechtzuerhalten. Patienten sollten daher nicht zögern, dies dem Arzt mitzuteilen. Oft kann er durch einen Wechsel eines Blutdruckmedikamentes eine deutliche Besserung erzielen. Nichts spricht aber auch gegen das Verschreiben von „Potenzmitteln“ wie Viagra, Levitra oder Cialis. Vergessen wir nicht, dass Viagra ursprünglich als Herzmedikament entwickelt wurde und heute auch bei bestimmten Erkrankungen des Lungenkreislaufes in hohen Dosen gegebenen wird.

Die Wissenschaftler sind zur Erkenntnis gelangt, dass Sex sogar das Herz stärkt, auch wenn die Belastung für den Körper nur moderat ist. Regelmäßiger Sex trainiert das Herz Kreislaufsystem ebenso wie Walking oder Radfahren, obendrein ist dies auch ein gutes Beckenbodentraining. Ein 10 minütiges Händchenhalten und eine ausgedehnte Umarmung reichen aus, um Blutdruck und Puls zu senken. Zudem haben sexuell Aktive ein stärkeres Immunsystem und sind besser vor Erkältungen geschützt als bei Enthaltsamkeit. Dennoch sollte man immer auf seinen Körper hören: bei Schmerzen in der Brust, Atemnot, schneller und unregelmäßigem Puls, Schwindel, Schlaflosigkeit oder anhaltender Erschöpfung sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden.

L. Chadid

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