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Kann Sport Herzrhythmusstörungen lindern?


Die mit Abstand häufigste Herzrhythmusstörung ist das sogenannte Vorhofflimmern sowie gehäufte Extraschläge aus der linken oder rechten Hauptkammer oder aus einem der beiden Vorkammern, auch Vorhöfe des Herzens genannt.

Das Vorhofflimmern – das Wort sagt es schon – ist eine Herzrhythmusstörung, die ihren Ursprung im Vorhof hat. Her schlägt die Vorhofkammer nicht wie sonst im gleichen Takt wie die Hauptkammern, sondern über 350 mal pro Minute (sie „flimmert“ also). Viele spüren eine Unregelmäßigkeit im Puls oder eine plötzlich deutlich eingeschränkte körperliche Belastbarkeit Die Hauptgefahr bei dieser Rhythmusstörung, dass sich hierbei Blutgerinnsel in diesem Vorhof bilden können, die dann nicht selten in das Gehirn fortgeleitet werden und dort einen mehr oder weniger schwerwiegenden Schlaganfall verursachen können. Um dies zu vermeiden, muß ein Blutverdünner eingenommen werden.

Viele meiner Patienten haben die große Sorge, das eigene Herz zu überlasten oder sich einem zu hohen Verletzungsrisiko auszusetzen. Dies mag für ältere Patienten mit relevanten Herzrhythmusstörungen Grund genug sein, auf sportliche Aktivitäten zu verzichten. Wissenschaftliche Daten legen jedoch nahe, dass eine Steigerung der körperlichen Fitness das Wiederauftreten von Flimmerepisoden deutlich reduzieren kann. Lesen Sie hier, welche Sportarten für diese Patientengruppe gut geeignet sind und was Sie Ihren Patienten raten können, um rund um das Jahr sportlich aktiv zu bleiben.

Während Leistungssportler und Athleten durch ihre andauernden Belastungen gar ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Vorhofflimmern (VHF) haben, ist der Nutzen von körperlicher Aktivität in der Vorbeugung kardiovaskulärer Erkrankungen durch zahlreiche große Studien klar belegt. Jüngst zeigte ein Forscherteam von der Universität Adelaide in seiner CARDIO-FIT-Studie, dass auch Patienten mit Rhythmusstörungen keine Ausnahme machen. In dieser Studie wurden 308 übergewichtige Patienten mit immer wieder auftretendem oder permanentem Vorhofflimmern über einen Zeitraum von durchschnittlich vier Jahren beobachtet. Sie nahmen dabei an einem individuell zugeschnittenen Fitnessprogramm teil. Die Autoren berichten folgende Ergebnisse:

Bei mehr als 65 der Patienten, die sich bereits zu Studienbeginn in einem Zustand guter Fitness befanden, trat kein Vorhofflimmern mehr auf. Dagegen waren es bei Patienten mit adäquatem beziehungsweise schlechtem Trainingszustand nur 35 % beziehungsweise 12 %, die keine weitere Flimmerepisode mehr erlitten.

Patienten, die ihre Fitness im Laufe der Studie durch das angebotene Trainingsprogramm senkten deutlich das Risiko für das Wiederauftreten von Vorhofflimmern. Das heißt im Klartext: je fitter umso geringer das Risiko diese Rhythmusstörung zu erleiden. Ich kann in diesem Rahmen nicht oft genug darauf hinweisen, dass auch ein geringer aber regelmäßiger Alkoholkonsum diesen Effekt zunichte machen kann.

Hinsichtlich der Auswahl einer geeigneten Sportart gelten für Patienten mit Vorhofflimmern ähnliche Prinzipien wie bei anderen kardiovaskulären Erkrankungen. So ist ein mit mittlerer Intensität durchgeführtes Ausdauertraining, besonders geeignet, um die körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern und einen positiven Einfluss auf Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen zu erzielen. Dabei sollten die individuellen Charakteristika des jeweiligen Patienten (z.B. bei orthopädischen Problemen) in die Beratung mit einfließen. Alter, Geschlecht und sportliche Vorerfahrung sollten dabei genauso berücksichtigt werden wie Trainingsziele und Motivation. Denn nur, wenn der Patient am ausgewählten Sport auch Spaß hat, wird er ihn langfristig ausüben wollen.

Wie bei allen Herzpatienten ist zu Beginn des Trainings eine langsame Steigerung der Übungsintensität, die auf die individuelle Belastbarkeit des Patienten abgestimmt sein muss, wichtig. Um die Leistungsfähigkeit zu beurteilen, wird ein Kardiologe zunächst einige Voruntersuchungen machen müssen. Erst mit seiner Zustimmung kann gefahrlos ein Kardiotraining begonnen werden. Bei Patienten mit Vorhofflimmern ist dabei besonders zu beachten, dass bei VHF keine Proportionalität zwischen Leistung und Herzfrequenzanstieg besteht und somit die Pulsrate nicht zur Belastungskontrolle herangezogen werden kann. Stattdessen kann man aber die maximale Leistungsfähigkeit in Watt in regelmäßigen Untersuchungen (z.B. Belastungs-EKG´s) feststellen. Da der Einsatz einer Pulsuhr bei VHF-Patienten keine validen Informationen bereit hält, ist eine für den Alltag praktikablere Maßnahme, der sportlichen Aktivität mit einem Partner oder in einer Gruppe nachzugehen und sich während des Sports zu unterhalten. Wenn dies möglich ist, ist die körperliche Belastung adäquat. Treten beim Sport Schwindelsymptome auf, ist es ratsam, das Training abzubrechen und eine sportliche Aktivität zu überdenken. Sportarten, die mit einem hohen Sturz- und Verletzungsrisiko einhergehen, wie beispielsweise Reiten oder schnelle Ballsportarten, sind für Patienten, die mit einem Gerinnungshemmer behandelt werden, ggf. nicht empfehlenswert.

Sportarten, die sich für Herzpatienten eignen, sind beispielsweise Nordic Walking, mäßiges Wandern, Schwimmen und Radfahren. Und auch in dieser kalten Jahreszeit gibt es ausreichend Möglichkeiten, sportlich aktiv zu bleiben. Dazu bieten sich Langlaufen und Schneewanderungen an. Für Patienten, die gerne Rad fahren, ist für die Wintermonate möglicherweise die Anschaffung eines Ergometers zu Hause eine Option.

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