Das Thema Krebs, also eine Erkrankung an einem bösartigen Tumor, weckt in uns nach wie vor Gefühle von Schrecken, Hilflosigkeit und nahendem Tod. Diese und weitere Fragen werde ich in diesem Artikel beantworten!
Das Thema Krebs, also eine Erkrankung an einem bösartigen Tumor, weckt in uns nach wie vor Gefühle von Schrecken, Hilflosigkeit und nahendem Tod. Diese und weitere Fragen werde ich in diesem Artikel beantworten!
Die Onkologie (Tumormedizin) ist jedoch eine der medizinischen Fachrichtungen, die die größten Fortschritte in Diagnostik und Therapie in den letzten Jahren zu verzeichnen hat. Viele Tumoren sind heutzutage entweder behandelbar oder haben durch moderne Behandlungsverfahren eine wesentlich höhere Überlebensrate als früher. Dennoch gibt es weiterhin Krebsarten, die nur durch rechtzeitiges Erkennen in einem frühen Stadium vollständig heilbar sind. Der folgende Artikel möchte über Ursachen und Vorsorge des häufigsten Krebses bei Mann und Frau informieren und aufzeigen, welche Maßnahmen man ergreifen kann, um das Erkrankungsrisiko zu senken.
An erster Stelle der häufigsten Tumoren steht bei der Frau der Brustkrebs, beim Mann das Malignom der Prostata. Aus diesem Grund werden von Ärzten regelmäßige gynäkologische beziehungsweise urologische Vorsorgeuntersuchungen empfohlen. Der häufigste Tumor ist für beide Geschlechter zusammengenommen jedoch der Krebs des Dick- und Mastdarms, das sogenannte kolorektale Karzinom. Alle 8 Minuten erkrankt ein Mensch in Deutschland daran, alle 19 Minuten stirbt ein Mensch an dem Tumor. Bei mehr als 60.000 Menschen wird jährlich in Deutschland ein kolorektales Karzinom diagnostiziert. Von den Betroffenen sterben jedes Jahr mehr als 27000! Damit ist Darmkrebs die tödlichste Krebserkrankung. Im Laufe des Lebens tritt ein Tumor des Dickdarmes bei einem von 15 Männern und jeder 18. Frau auf. Die Zahlen sind erschreckend hoch, dabei wäre der Darmkrebs durch Teilnahme an den für jeden angebotenen Präventivuntersuchungen in vielen Fällen heilbar! Durch die unten genannten Vorsorgemaßnahmen können so bereits Vorstufen des Tumors, die in der Regel bereits Jahre vor dem Krebs auftreten, rechtszeitig erkannt und behandelt werden!
Die Darmkrebsvorsorge ist deshalb so wichtig, da der Tumor im frühen, noch therapierbaren, Stadium oft noch keine typischen Symptome hervorruft. Im Gegenteil: Den meisten Kolonkarzinompatienten geht es bei der Diagnosestellung gut, sie fühlen sich fit, haben einen normalen Appetit und keine Bauchbeschwerden. Einige der Patienten klagen über unspezifische Beschwerden wie Durchfall oder Verstopfung (teilweise im Wechsel), Blähungen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Nachtschweiß oder Abgeschlagenheit. Bestehen diese Symptome über einen längeren Zeitraum, sollte auf jeden Fall unter anderem ein Darmkrebs als Ursache ausgeschlossen werden. Gleiches gilt für Blut im Stuhl, Veränderungen des Stuhlbeschaffenheit oder neu aufgetretene Inkontinenzbeschwerden. Die Behandlung eines Darmtumors erfolgt je nach Stadium der Ausbreitung. Dieser Artikel legt jedoch den Fokus auf die Prävention und die rechtzeitige Entdeckung von Darmtumoren.
Als Ursachen und Risiken für das Auftreten von Darmkrebs spielen mehrere Faktoren eine Rolle:
Das Alter: Ab dem 50. Lebensjahr wird für jeden Menschen unabhängig von Symptomen und familiärer Vorgeschichte eine Stuhluntersuchung zum Ausschluss eines Darmkrebses empfohlen. Mit 55 Jahren sollte dann die erste Darmspiegelung erfolgen. Diese Altersgrenze wird aber wahrscheinlich in absehbarer Zeit sogar noch heruntergesetzt werden, da immer mehr Daten darauf hinweisen, dass Krebsvorstufen teilweise schon in bedeutend jüngerem Alter auftreten. Erst kürzlich wurde von einigen Experten eine Vorsorgedarmspiegelung schon für alle ab dem 50. bzw. ab dem 45. Lebensjahr empfohlen, Grund dafür sind neue Studienergebnisse, die zeigen, dass immerhin 15% der Darmkrebspatienten erst 50 Jahre oder jünger sind. 5 % sind sogar schon mit 40-49 Jahren betroffen. Ausnahmen von der aktuell noch gültigen Altersempfehlung von 55 Jahren bilden Patienten mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung und familiärer / genetischer Vorbelastung. Hier ist je nach Erbanlage schon eine bedeutend frühere Abklärung zum Ausschluss eines Darmtumors erforderlich (siehe unten).
Eine Diät reich an rotem Fleisch, Fett und Alkohol sowie arm an Ballaststoffen, Obst und Gemüse fördert nicht nur Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes und erhöhtes Cholesterin, sondern auch die Krebsentstehung. Auch das Rauchen geht mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko einher. Im Umkehrschluss heißt das jedoch nicht, dass Menschen, die sich gesund ernähren oder nicht rauchen, nicht trotzdem an einem Darmtumor erkranken können, sie senken jedoch ihr Risiko.
Vor allem bei Zuckerkranken mit Insulintherapie steigt die Darmkrebsgefahr an. Verantwortlich hierfür wird neben dem zu Diabetes führenden Lebensstil (siehe Ernährung) auch das durch Insulin beschleunigte Tumorwachstum gemacht.
Eine chronisch entzündliche Darmerkrankung wie der Morbus Crohn oder insbesondere die Colitis ulcerosa geht ebenfalls mit einer erhöhten Karzinomrate einher, vor allem, wenn die Erkrankung schon seit mehreren Jahren besteht. Je nach Ausbreitung der Erkrankung im Darm werden deshalb bei Betroffenen ab dem 8. bzw. 15. Erkrankungsjahr zunächst zwei Koloskopien im Abstand von einem Jahr und danach weitere Spiegelungen in zweijährlichen Abstand empfohlen.
Eine genetische Veranlagung ist für 30% der Darmkrebserkrankungen verantwortlich. Dazu gehören zum Beispiel das HNPCC-Syndrom (hereditärer nicht polypöser Darmkrebs – hier besteht unter anderem die Empfehlung einer jährlichen Darmkrebsvorsorge ab dem 25. Lebensjahr) und die FAP (familiäre adenomatöse Polypose – mit der Notwendigkeit einer jährlichen Darmkrebsvorsorge ab dem 10. Lebensjahr) sowie das generelle Vorkommen von Darmkrebs bei Familienangehörigen ersten Grades. Auch Darmkrebs, der bei erstgradigen Verwandten vor dem 50. Lebensjahr aufgetreten ist, und andere Krebsarten im Bauchraum bei sich selbst oder engen Verwandten gehen mit einem gehäuften Auftreten von kolorektalen Malignomen einher. Es ist also wichtig, sich über eine etwaige familiäre Vorbelastung zu informieren, vor allem, da bei genetischer Disposition eine Tumorerkrankung schon im jungen Alter, also vor dem 50. Lebensjahr, auftreten kann! Schämen Sie sich nicht, sprechen Sie in Ihrer Familie über das Thema und informieren Sie Familienangehörige, wenn Polypen oder ein Darmtumor bei engen Verwandten gefunden wurden! In diesem Fall sollten Sie zehn Jahre vor dessen/deren Erkrankungsalter und spätestens mit 40-45 Jahren mit der Darmkrebsvorsorge beginnen und die Darmspiegelung alle 10 Jahre wiederholen lassen.
Polypen (Schleimhautwucherungen) in der Vergangenheit: Etwa 90% der kolorektalen Karzinome entstehen aus Polypen und entwickeln sich üblicherweise über einen Zeitraum von 10-15 Jahren, oft ohne Symptome hervorzurufen. Statistisch gesehen kommt es bei jedem zehnten Menschen zum Wachsen von Darmpolypen, ab 55 trifft das schon für jeden Dritten zu. Mit dem Alter steigt also die Wahrscheinlichkeit, Schleimhautwucherungen zu haben. Wenn in der Vergangenheit schon einmal ein Darmpolyp bei Ihnen entdeckt wurde, haben Sie ein erhöhtes Risiko, erneute Schleimhautwucherungen zu entwickeln. Je nach Art und Anzahl der Polypen sollten in diesem Fall engmaschigere Nachkontrollen erfolgen. Außerdem ist je nach Gewebeart eines Polypen das Risiko, sich zu einem Darmtumor zu entwickeln, minimal bis sehr groß. Bei bestimmten Erberkrankungen wie der FAP und dem HNPCC kommen Polypen schon in früheren Lebensjahren vor. Mit der rechtzeitigen Entfernung dieser Darmschleimhautwucherungen wird das Krebsrisiko drastisch reduziert.
Einige Tumoren des Mastdarmes können schon durch eine digital-rektale Untersuchung (Abtastung des Enddarmes mit dem Finger) durch den Hausarzt diagnostiziert werden. Die meisten Malignome können jedoch nicht getastet werden.
Deswegen wird als Vorsorgemaßnahme ab dem 50. Lebensjahr ein jährlicher Test auf verborgenes, mit bloßem Auge nicht sichtbares, Blut und ggf. M2-PK (Tumorenzym) im Stuhl empfohlen. Der Test wird von Ihrem Arzt ausgewertet. Frauen sollten den Test nicht während und in den ersten drei Tagen nach ihrer Regelblutung durchführen, um keine falsch-positiven Testergebnisse hervorzurufen. Wenn der Test Blut im Stuhl zeigt, sollte im Anschluss eine Darmspiegelung durchgeführt und ein Darmkrebs ausgeschlossen werden. Neben einem Tumor können jedoch auch andere Ursachen (Hämorrhoiden, Entzündungen, Schleimhautverletzungen etc.) ein positives Testergebnis hervorrufen. Dennoch sollte trotzdem in jedem Fall eine bösartige Erkrankung endoskopisch ausgeschlossen werden, denn in immerhin 10% steckt ein Tumor hinter der Blutung.
Die Darmspiegelung (Koloskopie) stellt DIE zentrale und wichtigste Untersuchung im Rahmen der Darmkrebsvorsorge dar. Durch sie können selbst Tumoren, welche keine Blutung oder Symptome verursachen und die den anderen Untersuchungsmethoden entgehen, entdeckt werden.
Als Vorbereitung muss in den Tagen vor der Darmspiegelung auf bestimmte Nahrungsmittel wie Vollkornprodukte und kernhaltiges Obst und Gemüse verzichtet werden, da hierdurch die Beurteilbarkeit des Darmes beeinträchtigt wird. Am Tag vor der Untersuchung muss ein abführendes Mittel zur Darmreinigung eingenommen und ggf. bestimmte blutverdünnende Medikamente vor der Spiegelung abgesetzt werden. Eine gründliche Darmreinigung ist essentiell für die Beurteilung, um keine krankhaften Veränderungen im Darm zu übersehen.
Am Untersuchungstag kommt man nüchtern in die Praxis und bekommt vor der Spiegelung ein Schlafmittel ähnlich wie Valium über einen Zugang in der Vene appliziert. So bekommt die/der Patient/in von der Koloskopie, die etwa 30 Minuten dauert und weitestgehend schmerzfrei ist, nichts mit. Bei der Darmspiegelung betrachtet der Arzt mit einem hochauflösenden Endoskop den Darm vom After bis zum Blinddarm oder Ende des Dünndarms unter Gabe von Luft oder CO2 und kann in gleicher Sitzung ggf. Proben entnehmen oder Schleimhautwucherungen entfernen. Das Endoskop selbst ist ein 7-10 mm dicker und ca. 1,5 m langer flexibler Schlauch mit einer Lichtquelle, Fiberoptik zur Betrachtung der Darmschleimhaut, einer Saugung, Spülung und einem Arbeitskanal für Probenentnahme und zum Entfernen von Gewebe. Falls Schleimhautwucherungen gefunden werden, können diese mit einer kleinen Zange oder Schlinge abgetragen werden. Dies wird vom Patienten nicht bemerkt. Die Proben werden dann von einem Pathologen feingeweblich untersucht und somit diagnostiziert, ob es sich um gut- oder bösartiges Gewebe handelt. Innerhalb weniger Tage liegt das Ergebnis vor.
Die Darmspiegelung (Koloskopie) ist die einzige Methode, selbst kleinere Darmkrebsvorstufen zu erkennen und in gleicher Sitzung zu behandeln. Durch eine rechtzeitige Polypenentfernung können 80% der Darmtumoren verhindert werden. Weiterhin können mit der Koloskopie entzündliche Darmerkrankungen, Divertikel (Aussackungen der Darmwand), Veränderungen der Blutgefäße, Mangeldurchblutungen oder aktive Darmblutungen aufgedeckt werden. Auch anhaltende Durchfälle oder Verstopfung, Bauchschmerzen, Blut im Stuhl und unklarer Gewichtsverlust sollten mittels Darmspiegelung abgeklärt werden.
Nach der Untersuchung ruht sich der Patient noch einige Zeit aus, bevor er die Praxis wieder verlassen kann. Es ist zu beachten, dass man am Tag der Koloskopie wegen der Schlafmittelgabe nicht selbst Auto fahren darf. Am besten sollte man sich in der Praxis abholen lassen und den restlichen Tag zu Hause verbringen. Nach der Darmspiegelung kann man im Regelfall wieder ganz normal essen und trinken.
Risiken und Komplikationen der Koloskopie sind selten (2 von 1000 Spiegelungen) und treten eher bei sehr alten und multimorbiden Patienten auf. Am häufigsten sind Blähungen durch die in den Darm abgegebene Luft während der Untersuchung. Selten sind Verletzungen, Entzündungen und Blutungen des Darmes oder Nebenwirkungen des Beruhigungsmittels wie ein Blutdruckabfall oder Herzrhythmusstörungen. Im Extremfall kann es zu einer operationspflichtigen Verletzung der Darmwand kommen. Diese Komplikation ist allerdings extrem selten (1 von 10000 Untersuchungen). Allgemein überwiegt eindeutig der Nutzen dieser Routineuntersuchung die sehr seltenen und geringen Risiken. Für einige Menschen sind Angst vor Schmerzen, der Betäubungsspritze oder Schamgefühl ein Grund, keine Koloskopie durchführen zu lassen. Ihr in Endoskopie erfahrener Arzt wird Sie gerne detailliert über die Darmspiegelung aufklären und Ihre Fragen beantworten, damit Sie nicht unbegründet auf diese wichtige Vorsorgeuntersuchung verzichten.
Durch Endoskope (Geräte zur Darmspiegelung) der neuesten Generation, die nicht nur ultrahochauflösende digitalisierte Bilder liefern, sondern auch über eine Technik zur virtuellen Gewebeunterscheidung (zum Beispiel i-scan™ bei Endoskopen von Pentax) verfügen, lassen sich Polypen detektieren, welche bei der Darmspiegelung mit herkömmlichen Geräten oftmals nicht entdeckt werden. Die Technik wird auch bei der Magenspiegelung eingesetzt, insbesondere zur Beurteilung von Veränderungen in der Speiseröhre bei Patienten mit Sodbrennen und Magensäurereflux. Hier können in der Speiseröhre durch die Magensäure verursachte bösartige Gewebsveränderungen bedeutend besser gesehen und somit früher behandelt werden.
Durch die Darmspiegelung können nicht nur fast 100% der Polypen und Tumoren entdeckt, sondern diese in den meisten Fällen auch in gleicher Sitzung abgetragen werden. Diese Möglichkeit besteht bei den Alternativen zur Darmuntersuchung wie der sogenannten virtuellen Koloskopie durch eine Computertomographie (CT) oder Kernspin (MRT)-Untersuchung des Darmes nicht. Ebenso wenig gilt das für die Kapselendoskopie, bei der eine Kapsel mit enthaltener Kamera geschluckt wird und Videosequenzen des Darmes an einen externen Empfänger gesendet werden. Genauso wie bei der Darmspiegelung kann auch bei der CT-, MRT- und Kapseluntersuchung im Vorfeld nicht auf eine Darmreinigung verzichtet werden. Wird bei den alternativen Untersuchungen ein Polyp oder Tumor gefunden, muss im Anschluss in zweiter Sitzung dann doch eine Darmspiegelung durchgeführt werden. Weitere Nachteile der virtuellen Untersuchung sind die Strahlenbelastung beim CT, das Übersehen möglicher entzündlicher Veränderungen im Darm, die fehlende Möglichkeit, Proben zu entnehmen und die Wahrscheinlichkeit, flache Gewebsveränderungen zu übersehen.
Die Erkrankung an einem Darmkrebs ist kein also unbeeinflussbares Schicksal! Durch die regelmäßige Teilnahme an den Vorsorgeuntersuchungen können Tumoren rechtzeitig entdeckt und behandelt werden. In den 10 Jahren, in denen in Deutschland die Darmkrebsvorsorge mittels Vorsorge-Koloskopien angeboten wird, konnten 180000 Darmtumoren bzw. Krebsvorstufen rechtzeitig erkannt und behandelt werden! Damit stellt die Darmspiegelung eine der effektivsten Krebsvorsorgemaßnahmen dar, ist sehr risikoarm und wird auch weltweit von internationalen Expertenkommissionen explizit empfohlen. Sprechen Sie Ihren Arzt darauf an!
Tel.: (+34) 971 220 666
Dr. med. Christian Emanuel Gmelin
Facharzt für Innere Medizin
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