Was passiert, wenn sich Patienten mit Krebs in einem heilbaren Stadium für eine alternativmedizinische statt einer wissenschaftlich-medizinischen (konventionellen) Behandlung entscheiden?
Ärzte der Yale School of Medicine in den USA haben hierfür Fälle von 280 Patientinnen und Patienten untersucht, die einen nicht gestreuten, prinzipiell heilbaren, Tumor der Brust, der Prostata, der Lungen oder des Dickdarmes hatten und auf eine konventionelle medizinische Therapie wie Operation, Chemo-, Strahlen-oder Hormontherapie verzichteten und statt dessen auf alternative Medizin setzten.
In diesen Fällen wurde auf Behandlungen ohne medizinischen Wirknachweis gesetzt, die von Nicht-Medizinern durchgeführt wurden. Diese Gruppe wurde mit 560 Patienten verglichen, die die gleichen Merkmale bezüglich Krebserkrankung, Alter, Geschlecht und Begleiterkrankungen aufwiesen, jedoch auf eine Therapie unter wissenschaftlichen Standards vertrauten.
Bei einer Krebserkrankung wird der Therapieerfolg nach der 5-Jahresüberlebensrate beurteilt. Hier zeigte sich, dass Patienten, welche für alternative Behandlungsverfahren votiert hatten, generell deutlich seltener überlebten (54,7% der Patienten) als diejenigen, die der modernen, wissenschaftlich basierten, Medizin den Vorzug gaben (hier überlebten 78,3 % der Patienten). Insgesamt war die Sterblichkeit der alternativ Therapierten 2,5 mal höher als die der konventionell Behandelten.
Isoliert nach Krebsart betrachtet zeigte sich bei den Patientinnen mit Brustkrebs, dass nach 5 Jahren noch 58,1 % der alternativ, aber 86,6 % der konventionell Behandelten überlebt hatten (die Sterblichkeit der ersten Gruppe lag somit 5,68 mal höher als die der zweiten).
Ähnlich drastisch fiel das Ergebnis für die Darmkrebspatienten aus. Hier zeigte sich eine Erhöhung der Sterblichkeit um den Faktor 4,57 zu Ungunsten der nicht-medizinischen Therapie. Nur 32,7% dieser Patienten war nach 5 Jahren noch am Leben, während deren medizinisch behandelten Leidensgenossen eine 79,4 %ige Überlebenswahrscheinlichkeit hatten.
Bei Lungenkrebs fielen die Ergebnisse mit 19,9 % zu 41,3 % (2,17 fach erhöhte Sterblichkeit für die alternativ Therapierten) ebenfalls ähnlich aus.
Nur beim Prostatakrebs zeigten sich geringere Unterschiede, konventionell medizinisch behandelte Patienten überlebten hier zu 91,5 %, die anderen zu 86,2 % (sie hatten somit ein 1,68 fach erhöhtes Risiko, früher zu versterben).
Einschränkend ist zu sagen, dass in der Studie nicht erwähnt wurde, welche alternativmedizinischen Verfahren zur Anwendung kamen. Allerdings gibt es laut Forschung praktisch keine Hinweise darauf, dass alternative Therapien überhaupt einen positiven Einfluss auf den Verlauf von Krebserkrankungen haben können.
Der Verzicht auf eine medizinisch-fundierte Krebstherapie führt somit eindeutig zu einer geringeren Überlebenswahrscheinlichkeit. Glücklicherweise hatten sich von dem untersuchten Patientenregister nur 0,02 % gegen eine wissenschaftlich etablierte Therapie entschieden.
Vorsorgeuntersuchungen retten Leben!
Generell wird von ärztlicher Seite empfohlen, die medizinischen Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Hierzu gehören regelmäßige Untersuchungen beim Internisten und eine zweijährliche Hautkrebsvorsorge bei allen Personen ab 35 Jahren.
Für Frauen jährliche gynäkologische Untersuchungen ab dem 20. Lebensjahr, um Zellveränderungen an Brust, Gebärmutter und Eierstöcken rechtzeitig zu entdecken, für Männer eine jährliche urologische Untersuchung ab 45, um vor allem Prostataerkrankungen auszuschließen.
Für beide Geschlechter ab 50 Jahren wird zunächst eine jährliche Tastuntersuchung des Endarmes plus ein Test auf verborgenes Blut im Stuhl empfohlen, anschließend eine Darmspiegelung im Alter von 55 und 65 Jahren. Sollten hier Darm-Polypen gefunden werden, aus denen sich Darmkrebs entwickeln kann, können diese meist in gleicher Sitzung abgetragen und somit das Krebsrisiko deutlich vermindert werden. Je nach Art und Anzahl der Polypen wird gegebenenfalls zu engmaschigeren Kontrollen geraten. Bei Fällen von Darmkrebs bei erstgradig Verwandten wird eine Darmspiegelung 10 Jahre vor deren oder dessen Erkrankung empfohlen. Ist beispielsweise der Tumor bei dem Betroffenen mit 50 Jahren entdeckt worden, sollten sich erstgradig Verwandte bereits mit 40 das erste Mal darmspiegeln lassen. Seit der Einführung der Darmkrebs-Vorsorge konnte die Anzahl der Tumorerkrankungen so deutlich reduziert werden.
Für Personen mit erblicher Vorbelastung gibt es weiterhin spezielle Maßnahmen zur Früherkennung. So können Tumorerkrankungen in einem heilbaren Stadium (welche im Anfangsstadium oftmals noch keinerlei Beschwerden verursachen) rechtzeitig entdeckt und behandelt werden. Sprechen Sie Ihren Arzt darauf an!
Autor:
Dr. med. Christian Gmelin
Facharzt für Innere Medizin
Clínica Picasso
Avenida Picasso, 57
07014 Palma de Mallorca
Quellen:
Robert Bublak: https://www.springermedizin.de/naturheilverfahren-und-komplementaermedizin-bei-krebspatienten/naturheilverfahren–komplementaer–und-alternativmedizin/mit-alternativer-medizin-frueher-ins-grab/15061576
Johnson SB et al. Use of Alternative Medicine for Cancer and Its Impact on Survival. J Natl Cancer Inst 2018; 110: djx145, https://doi.org/10.1093/jnci/djx145
Richtlinien des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen über die Früherkennung von Krebserkrankungen (Letzte Änderung: Dezember 2010)
Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms. Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (Hrsg)., Version 1.00 (Stand: September 2009)
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