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Vorhofflimmern: Symptome und Behandlung

Was ist Vorhofflimmern?

Vorhofflimmern oder –flattern (in der Fachsprache Arrhythmia absoluta bei Vorhofflimmern oder –flattern) bedeutet, dass das Herz vorübergehend oder dauerhaft außer Takt schlägt. Was Vorhofflimmern genau ist, wie man es erkennt und warum es wichtig ist, diese Erkrankung rechtzeitig zu behandeln, erfahren Sie in diesem Artikel!

Vorhofflimmern – was passiert da? Und wo entsteht Vorhofflimmern?

Normalerweise hat unser Herz einen Taktgeber, den Sinusknoten, der regelmäßige elektrische Impulse abgibt. Diese werden vom Vorhof des Herzens auf die Kammern übergeleitet und führen so zu einem geregelten Schlagen des Herzens:

erst schlagen die Vorhöfe und leiten das Blut in die Hauptkammern, dann pumpen die Hauptkammern das Blut weiter vorwärts in den Lungen- und Körperkreislauf. Auf diese Weise arbeitet unser Herz sehr effektiv.

EKG mit normalem rhythmischem Sinusrhythmus
EKG mit normalem rhythmischem Sinusrhythmus

Beim Vorhofflimmern kommt es zu einer fehlerhaften Stimulation des Herzens außerhalb des Sinusknotens. Als Taktgeber springen hier andere Zellen ein, die ebenfalls elektrische Impulse an das Herz abgeben können. Diese können sich in den Vorhöfen des Herzens, aber auch außerhalb, zum Beispiel in den Lungenvenen, befinden.

Diese fälschlichen Taktgeber bewirken, dass die elektrischen Impulse zu einer viel zu schnellen Kontraktion der Vorhöfe führen, im häufigsten Fall zu Vorhofflimmern oder –flattern. Die Herzvorhöfe können dabei bis zu 600mal pro Minute schlagen. Würden alle diese Impulse von den Vorhöfen auf die Kammern übergeleitet, käme es zu einem Puls von 600/min. (die normale Pulsfrequenz in Ruhe liegt bei 60 -100 Schlägen pro Minute). Einen so schnellen Herzschlag würden wir nicht überleben.

EKG mit Vorhofflimmern
EKG mit Vorhofflimmern

Glücklicherweise gibt es zwischen Vorhöfen und Hauptkammern einen Filter, den sogenannten AV-Knoten, der nur einige dieser Impulse weiterleitet. Das Ergebnis ist, dass die Vorhöfe zwar viel zu schnell schlagen, auf die Kammern aber nur ein Bruchteil der Vorhofkontraktionen weitergeleitet wird. Diese dann unregelmäßigen Schläge der Kammern bemerken wir als arrhythmischen Puls. Die Herzfrequenz kann hier normal, zu schnell, aber auch zu langsam sein.

Wie lange hält Vorhofflimmern an?

Vorhofflimmern kann nur wenige Sekunden andauern, aber auch das ganze restliche Leben fortbestehen. Ab einer Dauer von mehr als 48 Stunden ergeben sich Konsequenzen bezüglich der medikamentösen Therapie. Warum das so ist, erfahren Sie im Weiteren!

Wie oft kommt Vorhofflimmern vor?

Die Erkrankung ist sehr häufig! Etwa 1-2 % (6 Millionen) der Europäer haben Vorhofflimmern, in Deutschland sind das etwa 300.000 Personen. Je älter die Menschen sind, desto höher ist das Risiko: bei unter 40-Jährigen liegt es bei 0,5%, bei über 80-Jährigen bei bis zu 15%. Es kommt bei Männern häufiger vor und auch Patienten mit Herzschwäche sind wesentlich öfter davon betroffen. (Quelle: Wikipedia).

EKG mit Vorhofflimmern, von iWatch™ aufgezeichnet

Welche Symptome verursacht Vorhofflimmern?

Etwa 70% der Betroffenen merken nicht, dass sie Vorhofflimmern haben. Sie spüren keine Veränderung ihres Wohlbefindens. Dies kann zu einem gesundheitlichen Risiko werden! In vielen Fällen zeigt das Blutdruckmessgerät plötzlich einen unregelmäßigen Puls an.

Das Vorhofflimmern erkennt häufig auch erst der Arzt, wenn er aus einem anderen Grund ein EKG schreibt. Denn mit einem EKG ist die Herzrhythmusstörung am besten zu diagnostizieren. Seit einiger Zeit sind auch einige Smartwatches wie die Apple iWatch™ in der Lage, ein Einkanal-EKG aufzuzeichnen und auf Vorhofflimmern hin zu untersuchen.

Bei den restlichen Patienten macht sich Vorhofflimmern durch einen unregelmäßigen Puls bemerkbar. Oft fühlt es sich so an, als ob das Herz Aussetzer macht. Herzrasen, Brustbeschwerden, Schwindel, Abgeschlagenheit, Kurzatmigkeit, Müdigkeit und Schlafstörungen sind typische Symptome.

Das Vorhofflimmern nimmt dem Patienten etwa 10-20% seiner Herzkraft. Die Herzrhythmusstörung wird häufig nachts entdeckt, da man hier zur Ruhe kommt und einem der veränderte Herzschlag eher auffällt als tagsüber, wenn man abgelenkt ist.

 

Was kann bei Vorhofflimmern passieren? Warum ist Vorhofflimmern gefährlich?

Vorhofflimmern an sich ist nicht lebensgefährlich, je länger es jedoch besteht, desto wahrscheinlicher können Komplikationen auftreten:

Durch einen lange andauernden hohen Puls kann sich das Herz erweitern und eine Herzmuskelschwäche auftreten. Diese führt zu körperlicher Schwäche, Atembeschwerden, Wassereinlagerungen und einer kürzeren Lebenserwartung.

Wenn das Herz zu langsam und unregelmäßig schlägt, können Schwindelanfälle und plötzliche Bewusstlosigkeit auftreten. Stürze und Verletzungen können die Folge sein.

Die gefährlichste Komplikation ist das Auftreten eines Schlaganfalles, denn durch den unregelmäßigen Herzschlag können sich Blutgerinnsel im Herzen bilden. Gelangen diese mit dem Blutstrom ins Gehirn und verstopfen hier eine Hirnschlagader, kommt zu einem Absterben des jenseits vom Verschluss gelegenen Hirnbereiches, der jetzt nicht mehr durchblutet wird.

Bei der Okklusion eines großen Hirngefäßes kommt es zu einem Schlaganfall, der mit Lähmungen, Seh-, Sprach-, Gefühlsstörungen, anderen Ausfällen der Hirnfunktionen einhergehen oder sogar zum Tod führen kann. Bei vielen kleinen Schlaganfällen kann eine gefäßbedingte Demenz auftreten.

Wird das Blutgerinnsel mit dem Blutstrom in ein anderes Organ transportiert, kann es dort zu einem Infarkt kommen: am Herzen zu einem Herzinfarkt, am Darm zu einem Darminfarkt. Auch Nieren, Arme, Beine und andere Organe können betroffen sein.

Und: Ganz allgemein ist die Sterblichkeit bei Menschen mit Vorhofflimmern erhöht.

Schlaganfall bei einer Durchblutungsstörung des Gehirns durch ein Blutgerinnsel, welches sich im Herzen durch Vorhofflimmern gebildet hatte.

Was sind die Ursachen von Vorhofflimmern? Warum entsteht es?

Warum plötzlich Vorhofflimmern entsteht, ist nicht immer klar. Vorhofflimmern kann ohne ersichtliche Ursache und auch bei sonst gesunden Menschen auftreten.

Gefährdet sind jedoch vor allem Personen mit Vorerkrankungen am Herzen. Hier können Herzklappenerkrankungen, vor allem an der Mitralklappe, Entzündungen am Herzmuskel oder eine Vergrößerung der Herzhöhlen ursächlich sein. Auch Durchblutungsstörungen am Herzen bei verengten Herzkranzgefäßen oder nach einem Herzinfarkt kommen in Frage. Vorhofflimmern kann also ein Warnzeichen eines drohenden Herzinfarktes sein.

Auch erhöhter Blutdruck kann Herzrhythmusstörungen auslösen, weiterhin eine Schilddrüsenüberfunktion oder niedrige Blutsalze wie Kalium und Magnesium, zum Beispiel durch starkes Schwitzen oder die Einnahme wassertreibender Medikamente.

 

Wer bekommt noch häufig Vorhofflimmern?

Eine der häufigsten Ursachen ist der Alkoholkonsum. Der Begriff hierfür ist das „Holiday Heart Syndrom“, da häufig in den schönsten Tagen des Jahres mehr Alkohol als sonst verzehrt wird mit dem Risiko, dadurch Herzrhythmusstörungen auszulösen. Kaffee- oder Teekonsum geht jedoch nicht mit einem erhöhten Risiko einher.

Auch physischer und psychischer Stress kann Vorhofflimmern bewirken. Gleiches gilt für eine Operation, vor allem im Brustbereich. Eine sehr seltene Ursache ist ein Stromunfall. Außerdem gibt es Hinweise, dass es ein vererbbares Risiko für Vorhofflimmern gibt.

Alkohol – einer der häufigsten Auslöser von Vorhofflimmern, oft schon in geringen Mengen

Warum kommt Vorhofflimmern immer wieder?

Bei einigen Patienten kommt das Vorhofflimmern immer wieder. Dies kann an den vorgenannten Gründen liegen. Oft reichen schon geringe Alkoholmengen, ein schlecht eingestellter Blutdruck oder Salzverlust durch starkes Schwitzen oder Medikamenteneinnahme aus, um einen fälschlichen Taktgeber im Herzen zu aktivieren. Wie Sie das Risiko eines Rückfalles reduzieren können, erfahren Sie am Ende dieses Artikels!

Patientin mit EKG-Elektroden

Wie kann man Vorhofflimmern erkennen?

Wenn Symptome eines Vorhofflimmerns bestehen, wird der Arzt zuerst eine körperliche Untersuchung durchführen. Häufig ergeben sich bereits beim Tasten des Pulses und Abhören des Herzens Hinweise auf eine Herzrhythmusstörung. Dann fertigt der Arzt ein normales Ruhe-EKG an. Hier zeigen sich beim Vorhofflimmern Flatter-/Flimmerwellen im Vorhof und meistens unregelmäßige Kammerschläge.

Falls die Herzrhythmusstörung nur anfallsweise auftritt, kann eine längere Aufzeichnung durch ein Langzeit-(24h)-EKG, einen Eventrecorder (unter der Haut implantiertes LZ-EKG, welches über einen langen Zeitraum ein EKG aufzeichnet), eine geeignete Smartwatch oder einen Herzschrittmacher (sofern der Patient diesen bereits hat) nötig sein, um die Art der Herzrhythmusstörung herauszufinden.

Welche Untersuchungen sind bei Vorhofflimmern notwendig?

Ist gesichert, dass tatsächlich ein Vorhofflimmern besteht, muss der Arzt zunächst mehrere Punkte klären:

  • Wie hoch ist das Risiko für Komplikationenwie einen Schlaganfall oder ist sogar schon einer in der Vergangenheit aufgetreten?
  • Gibt es eine behandelbare Ursache, wie Schilddrüsenerkrankungen, Bluthochdruck, Alkoholkonsum oder Durchblutungsstörungen des Herzens?
  • Welche Therapieoptionist die Beste für den Patienten? Insbesondere: Braucht der Patient eine Gerinnungshemmung (im Volksmund „Blutverdünnung“)?

Hierfür sollte sich Ihr Arzt zunächst ausführlich über Ihre aktuellen Beschwerden und Ihre Vorgeschichte unterhalten und sie körperlich untersuchen. Vorhofflimmern bereits in der Vergangenheit, schon erfolgte Behandlungsversuche, bestehender Bluthochdruck, Herz- oder Schilddrüsenerkrankungen, Alkoholkonsum oder Operationen im Vorfeld sollten Sie Ihrem Arzt hier auf jeden Fall nennen.

Eine Laboruntersuchung, unter anderem mit Bestimmung der Nieren-, Leber-, Entzündungs-, ggf. Herz- und Thrombosemarker, Blutsalze und Schilddrüsenwerte, sollte veranlasst werden.

laborzettel

Eine Laboruntersuchung ist zur Abklärung der Ursache eines Vorhofflimmerns wesentlich.

In einem Herzultraschall sollten Erkrankungen des Herzmuskels und der Herzklappen ausgeschlossen und die Größe der Herzhöhlen, insbesondere des linken Vorhofes, untersucht werden.

Durch einen Gefäßultraschall und eine Untersuchung des Herzens unter Belastung sollten Hinweise auf einen drohenden oder schon abgelaufenen Herzinfarkt als auslösende Ursache der Herzrhythmusstörung ausgeschlossen werden.

Herzultraschall dr gmelin internist mallorca clinica-picasso

Der Ultraschall des Herzens und der Gefäße gibt dem Arzt wichtige Informationen zu einer möglichen Ursache der Herz- Rhythmusstörung und der besten Therapieoption für den Patienten.

Falls das Vorhofflimmern schon länger als 48 Stunden besteht oder die Dauer unklar ist, muss vor Beginn einer rhythmisierenden Therapie ein Schluckultraschall des Herzens unter Gabe eines kurzwirksamen Schlafmittels erfolgen. Diese Maßnahme nennt man „transösophageale Echokardiographie“. Mit dieser Untersuchung kann der Arzt sicher gehen, dass sich durch das Vorhofflimmern nicht schon gefährliche Blutgerinnsel im Herzen gebildet haben. Diese könnten sonst bei einer Behandlung mit Herzmedikamenten oder einer Elektrotherapie einen Schlaganfall auslösen!

Wie wird Vorhofflimmern behandelt? Was kann man bei Vorhofflimmern tun?

Zunächst einmal sollten Auslöser wie Schilddrüsenüberfunktion, Alkoholismus, schlecht eingestellter Blutdruck, Elektrolytmangel und andere Ursachen ausgeschlossen und behandelt werden. Das dient auch der Prophylaxe gegen immer wiederkehrende Herzrhythmusstörungen.

Was kann bei Vorhofflimmern helfen? Eine Möglichkeit zur Selbsthilfe bei Vorhofflimmern und generell erhöhtem Puls und somit eine „natürliche Behandlung“ sind:

  • Ein Valsalva-Versuch: hierfür holt der Patient tief Luft und presst dann während mehrerer Sekunden ohne auszuatmen.
  • Ein Carotisdruckversuch: der Patient massiert während mehrerer Sekunden eine seiner beiden Halsschlagadern (niemals beide gleichzeitig und auch nur, wenn keine Ablagerungen in dem Gefäß bestehen).
  • Der Patient trinkt zügig ein Glas mit eiskaltem kohlensäurehaltigem Mineralwasser.

Diese Manöver führen zu einem Vagusreiz und verlangsamen und bestenfalls normalisieren den Puls. Auch die Einnahme von Magnesium und Kalium kann sinnvoll sein.

 

Was kann man noch bei Vorhofflimmern tun?

Für die weitere Behandlung von Vorhofflimmern gibt es in der Folge mehrere Optionen. Diese dienen dazu, die Herzrhythmusstörung im Optimalfall entweder zu beenden oder zumindest eine Situation zu erreichen, welche die Erkrankung für den Patienten tolerabel macht und ihn nicht (zu sehr) im Alltag einschränkt.

Dazu gehört, einen normalen Puls durch Medikamentengabe zu erreichen. Weiterhin spielt das Thema der „Blutverdünnung“ eine wichtige Rolle, um die Gefahr einer Blutgerinnselbildung und damit eines Schlaganfalles möglichst zu minimieren.

Bei gesunden Patienten und solchen mit nur sehr kurzen Phasen von Vorhofflimmern (unter 48 Stunden) ist eine Therapie teilweise gar nicht notwendig. Einige dieser Personen können mit einer herzrhythmusstabilisierenden Tablette für den Bedarfsfall versorgt werden. Dieses Konzept heißt „Pill-in-the-Pocket“.

Haben Patienten jedoch bestimmte Grunderkrankungen am Herzen oder Risikofaktoren wie zum Beispiel Bluthochdruck, Diabetes mellitus, ein bestimmtes Alter, Schlaganfälle oder Gefäßerkrankungen in der Vorgeschichte kann wegen des dann hohen Schlaganfallrisikos eine Behandlung, insbesondere mit einem Gerinnungshemmer notwendig sein.

Steht nun fest, dass das Vorhofflimmern behandelt werden sollte, muss zunächst  geklärt werden, wie lange es bereits besteht:

Wenn die Rhythmusstörung vor weniger als 2 Tagen aufgetreten ist, kommen zwei Optionen in Frage: entweder die Gabe von Medikamenten, die das Herz wieder in einen normalen Sinusrhythmus bringen sollen (Antiaarrhythmika), oder, meistens effektiver und sofort wirksam, eine Elektroschock-Therapie (elektrische Kardioversion). Diese erfolgt nach Gabe eines kurzwirksamen Schlafmittels (ähnlich wie Valium) und ist für den Patienten vollkommen schmerzlos.

Wenn das Vorhofflimmern bereits länger als 48 Stunden besteht oder dessen Dauer unklar ist, muss der Arzt vor einer solchen Behandlung zunächst sicher gehen, dass sich keine Blutgerinnsel im Herzen gebildet haben.

Hierfür führt er einen Schluck-Herzultraschall durch: der Patient bekommt, ähnlich wie bei einer Magenspiegelung, ein Schlafmittel (keine Vollnarkose!) und der Arzt untersucht das Herz durch die Speiseröhre hindurch mit einer Ultraschallsonde, die an einem dünnen flexiblen Schlauch angebracht ist.

Schluckultraschall des Herzens (Transösophageale Echokardiographie) nach Gabe eines kurzwirksamen Schlafmittels: hierdurch kann
der Arzt Blutgerinnsel im Herzen und damit ein Schlaganfall-Risiko vor einer medikamentösen oder elektrischen Behandlung des
Vorhofflimmerns (pharmakologische oder elektrische Kardioversion) ausschließen.

Da das Herz direkt neben der Speiseröhre liegt, ist es so in sehr guter Auflösung zu beurteilen. Mit dem Ultraschall können Blutgerinnsel sicher ausgeschlossen werden. Das ist sehr wichtig, denn sollten diese vorhanden sein, darf wegen der dann bestehenden Schlaganfallgefahr keine Behandlung mit Rhythmusmedikamenten oder einer Elektrotherapie erfolgen!

Alternativ zum Schluck-Ultraschall kann auch zunächst eine 6-wöchige Gerinnungshemmung verordnet und danach ohne eine Schluckultraschall-Untersuchung eine medikamentöse oder elektrische Therapie unternommen werden, da man davon ausgeht, dass nach 6 Wochen „Blutverdünnung“ keine Blutgerinnsel mehr vorhanden sind. Nachteil dieser Option sind das höhere Schlaganfall- und Blutungsrisiko, der mit zunehmender Dauer des Vorhofflimmerns sinkende Therapieerfolg und die längere Zeit, bis der Patient wieder einen normalen Herzrhythmus hat.

In einigen Fällen tritt das Vorhofflimmern sehr häufig auf oder ist weder mit Tabletten noch mit einer elektrischen Kardioversion in den Griff zu bekommen. Hier besteht die Möglichkeit, eine Verödung der fehlerhaften Impulsgeber im Herzen durchzuführen.

Diese sogenannte Ablationsbehandlung (meistens eine Pulmonalvenenisolation) erfolgt in einer Klinik durch spezialisierte Rhythmologen, welche mittels eines Herzkatheters den fälschlichen Taktgeber aufsuchen und mit Hitze, Kälte oder Laser veröden können. Eine solche Therapie dauert mehrere Stunden und muss in etwa 20-50% der Fälle wiederholt werden, um das Vorhofflimmern definitiv zu behandeln. Die Erfolgsquote ist dennoch vergleichsweise hoch. Die Patienten müssen für die Ablationsbehandlung nicht lange im Krankenhaus bleiben. Allerdings ist die Behandlung auch mit seltenen aber möglichen Komplikationen behaftet wie einem Herzbeutelerguss oder der Notwendigkeit einer Versorgung mit einem Herzschrittmacher, nämlich dann, wenn die Verödung zu einem zu langsamen Puls führt.

Bei Patienten, welche auf keine der Therapieoptionen ansprechen oder Erkrankungen des Herzens haben, welche einem Behandlungserfolg im Wege stehen, muss ein andauerndes Vorhofflimmern akzeptiert werden. Diese Menschen bekommen dann zumindest eine gerinnungshemmende Therapie, denn bei ihnen ist eine Schlaganfallvermeidung das vorrangige Ziel. Außerdem strebt man bei diesen Patienten eine normale Herzfrequenz an, oft durch die Gabe von Betablockern.

Blutverdünnende Medikamente zum Schutz gegen Schlaganfälle gibt es mittlerweile in großer Anzahl.

Während früher nur Marcumar (in Deutschland) oder Aldocumar/Warfarin (in Spanien) als „Blutverdünnung“ zur Verfügung stand (Aspirin ist nicht ausreichend wirksam), existieren heute bessere und sicherere Optionen zur Schlaganfall-Prophylaxe. Aktuell sind das: Dabigatran, Rivaroxaban, Apixaban und Edoxaban.

Der Vorteil dieser Medikamente gegenüber den Herkömmlichen ist, dass sie besser vor Schlaganfällen schützen, seltener Blutungen als Komplikation hervorrufen und keine regelmäßigen Kontrollen der Blutgerinnung notwendig sind. Marcumar und Co. sollten aber verordnet werden, wenn der Patient bestimmte Vorerkrankungen am Herzen hat, wie zum Beispiel eine Verengung der Mitralklappe.

Je nach Risikosituation für Schlaganfälle brauchen Patienten mit Vorhofflimmern entweder keine, eine vorübergehende oder dauerhafte Einnahme dieser gerinnungshemmenden Medikamente.

Auch nach einer erfolgreichen Behandlung des Vorhofflimmerns muss der Patient zur Sicherheit noch einige Wochen gerinnungshemmende und herzrhythmus-stabilisierende Medikamente weiter einnehmen. Wir führen vor einem Absetzen der Medikation ein 24-Stunden- (Langzeit)-EKG durch, um sicherzugehen, dass der Puls des Patienten wirklich wieder regelmäßig und das Vorhofflimmern nicht wieder aufgetreten sind.

Falls ein Patient keine starken „Blutverdünner“ einnehmen kann, zum Beispiel, weil bei ihm die Blutungsgefahr zu hoch ist, gibt es die Option eines Vorhofohrverschlusses. Dabei wird mit einem Katheter über eine Schlagader ein Schirmchen in das Herz implantiert, welches das Vorhofohr, eine Aussackung am Herzen und Hauptquelle für die Blutgerinnsel-Bildung, verschließt. Danach muss nur ASS, also ein schwächerer Blutverdünner, eingenommen werden.

Auf dem Gebiet des Vorhofflimmerns gibt es regelmäßig neue Forschungsergebnisse.  So werden auch in Zukunft neue Therapie-Optionen hinzukommen.

Wie kann man Vorhofflimmern verhindern?

Durch diese Maßnahmen können Sie Ihr Risiko für Vorhofflimmern deutlich senken:

  • Messen Sie regelmäßig Ihren Blutdruck! Er sollte in Ruhe gemessen nach den aktuellen Leitlinien unter 140/90 mmHg liegen!
  • Vermeiden Sie exzessiven Alkoholkonsum, Rauchen und Übergewicht!
  • Lassen Sie eine Schilddrüsen-Überfunktion behandeln!
  • Gehen Sie regelmäßig zum Arzt, wenn Sie eine Herzerkrankung haben!
  • Achten Sie als Diabetiker auf eine gute Blutzuckereinstellung!
  • Trinken Sie eine ausreichende Flüssigkeitsmenge und achten Sie im Sommer und bei starkem Schwitzen auf eine genügende Aufnahme von Elektrolyten!

Übrigens: Ein Herzschrittmacher verhindert Vorhofflimmern nicht. Bei Patienten mit zu langsamem Vorhofflimmern kann er aber verhindern, dass der Puls zu niedrig ist und dadurch Schwindel und Bewusstlosigkeit auftreten.

Ein Herzschrittmacher muss nur bei permanentem zu langsamem Vorhofflimmern eingesetzt werden.

Wie ist die Lebenserwartung bei Vorhofflimmern?

Bei Vorhofflimmern ist die Sterblichkeit des Patienten erhöht. Sie ist etwa doppelt so hoch wie bei gleichaltrigen Patienten mit einem normalen Sinusrhythmus.

Das Risiko, bei Vorhofflimmern einen Schlaganfall zu erleiden, liegt bei 6 % pro Jahr. 15-20% aller Schlaganfälle ereignen sich durch diese Herzrhythmusstörung.

Die Häufigkeit der Erkrankung nimmt mit steigendem Lebensalter zu und tritt auch weltweit durch die demographische Entwicklung immer häufiger auf. Die modernen Therapiemethoden ermöglichen jedoch den meisten Patienten ein weitestgehend normales Leben.

Sie haben weitere Fragen zum Thema „Vorhofflimmern“? Dann vereinbaren Sie gerne einen Termin bei mir in der Clínica Picasso!

Internist kontaktieren:

Tel.:  (+34) 971 220 666

Dr. med. Christian Emanuel Gmelin
Facharzt für Innere Medizin

Quelle: Zugriff am 15.12.2019
https://de.wikipedia.org/wiki/Vorhofflimmern

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